Im Spätsommer 2023 brillierten die deutschen Basketballer um Dennis Schröder bei der Weltmeisterschaft in Manila und sicherten sich sensationell den WM-Titel – nicht allen half das bei ihren NBA-Clubs in Nordamerika.

Die deutschen WM-Helden um Kapitän Dennis Schröder bauten sich im vergangenen Jahr mit dem überraschenden WM-Titelgewinn in Manila ein Basketball-Denkmal. Acht Spiele, acht Siege, darunter ein dramatischer Erfolg im Halbfinale gegen die Großmacht USA: Nicht erst nach dem emotionalen Sieg im Endspiel gegen Serbien flogen dem Team von Cheftrainer Gordon Herbert die Sympathien entgegen. Vier der deutschen Basketball-Weltmeister spielen in der nordamerikanischen Topliga NBA – nicht für alle lief es seither gleich gut.

 

Dennis Schröder

Bei der WM wurde Dennis Schröder noch zum wertvollsten Spieler des Turniers (MVP) gewählt, mittlerweile findet sich der selbstbewusste Spielmacher nahezu täglich mit Wechselgerüchten konfrontiert. Vor der WM hatte er noch einen Zweijahresvertrag bei den Toronto Raptors unterzeichnet mit der Aussicht, „sein eigenes Team“ zu führen. Seit dem Jahreswechsel kommt der 30-Jährige aber nur noch von der Bank, der kanadische Club hat außer Schröder nahezu alle erfahrenen Profis gegen Talente eingetauscht, und für die meisten Basketball-Experten in Nordamerika stellt sich nicht mehr die Frage, ob der hochbezahlte Schröder (rund 11,4 Millionen Euro Jahresgehalt) die Raptors verlassen muss, sondern nur noch, wann.

Nach der jüngsten Niederlage in der Nacht auf Dienstag deutscher Zeit – der siebten aus den vergangenen acht Spielen – schien Schröder wegen Fragen zu seiner Bankrolle und Zukunft bei den Kanadiern genervt und entgegnete den Journalisten schlicht, er habe „keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen“. Immer wieder werden die Los Angeles Lakers um Superstar LeBron James als möglicher zukünftiger Arbeitgeber genannt. Dort spielte Schröder bereits in der Vorsaison und stand immerhin im Halbfinale der Play-offs. Mehr als eine Bankrolle dürfte aber auch bei James und Co. nicht drin sein für den Deutschen. Aber zumindest eine theoretische Titelchance würde ihm sich in seiner elften NBA-Saison bieten.

„Dennis bringt unheimlich viel Energie mit. Er versucht, uns in der Offensive zu führen, und seine mentale Stärke färbt auf unsere anderen Jungs ab“, sagte jüngst Toronto-Coach Darko Rajakovic. Angesichts der schrumpfenden Rolle Schröders und der schwachen Raptors-Bilanz von 16 Siegen und 28 Niederlagen schien das aber eher eine Art Arbeitszeugnis als eine Beschäftigungsgarantie zu sein.

Franz Wagner

Schon bei der WM hatte Franz Wagner wegen einer Knöchelverletzung vier Spiele verpasst, ehe er im Viertelfinale gegen Lettland zurückkehrte und noch einen großen Anteil am sensationellen deutschen Titelgewinn hatte. Auch in der laufenden NBA-Saison fehlte der 22-jährige Flügelspieler zuletzt acht Spiele wegen seines Knöchels, ehe er am vergangenen Wochenende beim Sieg seiner Orlando Magic gegen die Miami Heat aufs Parkett zurückkehren konnte. Wie wichtig Wagner für den Erfolg seiner Mannschaft ist, verdeutlicht die Statistik: Lediglich drei der acht Partien konnten die Magic ohne den deutschen Jungstar gewinnen. „Ich habe das vermisst, ganz sicher“, sagte Franz Wagner nach dem Erfolg. 20,7 Punkte macht der Deutsche im Schnitt, auch seine 5,7 Rebounds und 3,9 Assists pro Spiel sind Karrierebestwerte in seiner dritten NBA-Saison – längst ist der Deutsche vom Talent zum Führungsspieler avanciert.

Es läuft also für Franz Wagner, und auch die Play-offs sind für die Magic – aktuell mit einer Bilanz von 23 Siegen und 21 Niederlagen Achter der Eastern Conference – in Reichweite. Aber unabhängig von möglichen Erfolgen oder Misserfolgen in dieser Saison blickt man in Orlando hoffnungsvoll in die Zukunft. Neben Franz Wagner glaubt man im 21-jährigen Paolo Banchero (22,5 Punkte pro Spiel) einen weiteren Spieler zu haben, der das Zeug zum echten Basketball-Superstar hat. Und auch Franz Wagner schwärmt von seinem Team: „Es ist der Zusammenhalt, den wir haben, unsere Haltung, unsere Kommunikation“, sagte Wagner. „Wir haben Jungs, die gerne miteinander und füreinander spielen.“

Moritz Wagner

Der hohe Wohlfühlfaktor in Orlando dürfte für Franz Wagner auch mit seinem älteren Bruder und Mitspieler Moritz Wagner zusammenhängen. Der Center kommt – anders als beim Titelgewinn mit der Nationalmannschaft – bei den Magic von der Bank, seine 11,3 Punkte im Schnitt sind für den 26-Jährigen aber dennoch persönlicher Karrierebestwert. „Wenn man Mo im eigenen Team hat, liebt man ihn“, sagt Franz Wagner über seinen Bruder Moritz, der durch seine emotionale Art eine Mannschaft mitreißen kann.

Die Bruderliebe dürfte ein entscheidender Faktor sein, wenn die Magic den Ersatz-Center nicht doch noch gegen einen dringend benötigten Flügelspieler eintauschen sollten. Schließlich könnte sich Franz Wagner 2025 auf die Suche nach einem neuen Arbeitgeber machen – und mit ihrem erhofften kommenden Superstar wollen es sich die Magic eher nicht verscherzen.

Daniel Theis

Die wohl kurioseste NBA-Saison der vier deutschen Weltmeister erlebte bisher Routinier Daniel Theis. Zu Beginn der Saison saß er bei den Indiana Pacers fast ausschließlich auf der Bank, lediglich in einem der ersten acht Spiele durfte der Center überhaupt mitspielen. Danach einigten sich der 31-Jährige und die Pacers auf eine Vertragsauflösung – und Theis konnte bei den Los Angeles Clippers unterschreiben. Beim Team um die Superstars Kawhi Leonard, James Harden und Paul George kommt der Deutsche zwar ebenfalls nur von der Bank, ist aber mit über 17 Minuten Spielzeit pro Partie fester Bestandteil der Spielerrotation.

Mit 28 Siegen und nur 14 Niederlagen stehen die Clippers auf Rang vier im Westen – und Theis dürfte, zumindest solange Dennis Schröder noch für Toronto spielt, der einzige deutsche Weltmeister sein, der noch vor den Olympischen Spielen in Paris eine realistische Titelchance in den USA besitzt.