Der einstige Weltklasse-Fußballer hat großen Anteil am Höhenflug von Bayer Leverkusen. Der Spitzenreiter der Fußball-Bundesliga ist auch ein Gradmesser für den VfB Stuttgart.

Bayer Leverkusen steht an der Spitze der Fußball-Bundesliga. Der Erfolgsgarant des Clubs, der am Sonntag (15.30 Uhr) zum Topspiel beim VfB Stuttgart gastiert, hört auf den Namen Xabi Alonso. Mit wem man auch über den Trainer spricht – alle geraten ins Schwärmen.

 

„Xabi ist weltmännisch und zugleich sehr natürlich“, sagt der frühere Stuttgarter Sportchef Michael Reschke, der 2014 als Technischer Direktor von Bayern München den Spieler Alonso in die Bundesliga holte, „das habe ich bei einem Fußballprofi in dieser Form selten gesehen.“

Reschke hat damals sofort erkannt, was für ein faszinierender Fußballmensch der mittlerweile 41 Jahre alte Spanier ist, und geahnt, dass hier ein seltenes Talent für eine zweite Karriere schlummert. „Wenn er über Fußball spricht, dann macht er das in einer totalen Klarheit, frei von irgendwelchen Plattitüden“, erzählt Reschke und schwärmt von dessen „natürlicher Aura“.

Alonso hat mit vielen Toptrainern zusammengearbeitet

Wobei Alonsos Werdegang jenseits aller Begabung noch ganz andere Dinge zugrunde liegen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Vater von drei Kindern nicht zuletzt nach München kam, um nach der Zusammenarbeit mit Weltklassetrainern wie Carlo Ancelotti, José Mourinho, Rafael Benitez oder Vicente del Bosque bei den Bayern auch Pep Guardiola näher kennenzulernen. Sein wichtigster Lehrmeister war aber der Vater Periko Alonso, der für den FC Barcelona und Real Sociedad San Sebastian in der ersten Liga spielte und später Trainer der Profis in San Sebastian war. Alonso ist damit seit seiner Geburt vertraut mit dem Innenleben des professionellen Fußballs.

In seiner Jugendzeit beim baskischen Club Antiguoko Kirol Elkartea zählte Mikel Arteta, der heutige Trainer des FC Arsenal, zu seinen engsten Fußballkumpels. Als Spieler war Alonso keiner dieser Typen, die sofort auffallen, weil sie ein Tor nach dem anderen schießen, spektakuläre Dribblings aufführen oder mit ihrer Wucht jeden Zweikampf gewinnen. Alonso spielte schlau, hatte eine besondere Wahrnehmung für Räume und konnte den Ball jederzeit mit beiden Füßen präzise an jeden Ort des Platzes befördern. In der Kategorie Passspiel, heißt es in Leverkusen, könne auch jetzt noch kein aktueller Profi der Werkself mithalten.

Xabi Alonso kennt das Geheimnis der ganz großen Erfolge

„Wenn einer das Geheimnis der ganz großen Erfolge kennt, dann er“, sagt Bayer-Mittelfeldspieler Granit Xhaka. Alonso ist Weltmeister, gewann zwei Europameisterschaften, die Champions League mit dem FC Liverpool und Real Madrid sowie etliche nationale Titel. „Sobald Xabi auf dem Rasen steht, scheint jeder andere Spieler plötzlich besser zu spielen“, hat der frühere Trainer John Toshack, unter dem Alonso in San Sebastian spielte, einmal gesagt. Und das setzt sich nun fort – auch als Trainer macht Alonso alle um ihn herum besser.

Holger Badstuber, einst in München sein Teamgefährte, sagt: „Er hatte auf dem Platz einen sehr weiten Blick, das hilft ihm auch jetzt als Trainer, sein Weg ist vorgegeben.“ Diesen Weg beschreitet Alonso mit einer bemerkenswerten Gelassenheit. Mehrfach hatte er nach seiner 2017 beendeten Spielerkarriere Angebote, in irgendwelchen Positionen für große Clubs zu arbeiten, aber er entschied sich für eine langsame Entwicklung, trainierte zunächst die U 14 von Real Madrid und die zweite Mannschaft von San Sebastian, bevor er nach Leverkusen ging. Seit 21 Pflichtspielen ist Bayer nun schon unbesiegt.

Übernimmt Xabi Alonso bald Real Madrid?

Der nächste Schritt könnte im Sommer ein Wechsel zu Real Madrid sein, wo er eine Spielerlegende ist und wo Ancelotti wahrscheinlich im kommenden Sommer aufhört, um die brasilianische Nationalmannschaft zu übernehmen. Womöglich ist der Alonso-Zauber also bald vorbei am Rhein. Aber vieles deutet darauf hin, dass er einen veränderten Club hinterlassen würde. Ein Bayer Leverkusen, wo eine neue Erfolgshaltung etabliert wurde. Und wo vielleicht sogar mit einem Meistertitel das alte Vizekusen-Trauma überwunden wurde.