An der Somme, am 23. Oktober 1916: Ein Kamerad von Adolf Mann empört sich über die Kriegsberichterstattung in der Heimat. Und auch Adolf Mann selbst will nicht als einer der „Helden von der Somme“ bezeichnet werden.

Stuttgart - Heut Morgen ging ich durch den Graben und fand einen sehr tüchtigen Uoff. ganz außer sich vor Erregung, die er in einer Unterhaltung, in die ich ihn zog, immer wieder sehr lebhaft äußerte. Warum? Weil in einer Todesanzeige im Tagblatt gestanden hatte: „unser Sohn durfte den Heldentod sterben.“ Der Soldat sagte: „Solangs noch solche Eltern gibt, darf der Krieg nicht ausgehen; deren Kinder müssen vorher alle fallen! Das ist eine Schamlosigkeit, so etwas zu sagen und ein Spott auf uns, die sterben müssen, und da wird es hingestellt, als sei es ein dürfen!“

 

Der Mann war absolut nicht dumm und nicht weniger patriotisch. Und ich denk, was er sagte, hat ein Körnchen Wahrheit: unser Schicksal ist noch nicht ernst genug, die daheim müssen mit dem, was wir mit dem Leben bezahlen, ihre Publikationen bewerben, indem wir empathisch als die Helden von der Somme aufmarschieren. Man sollte denen, die da „glänzende Taten und Helden von der Somme“ öffentlich im Munde führen, zur Linken ein paar Krüppel setzen und zur Rechten nur ein Bild, wie ichs in Beaumont Süd sah seinerzeit, 40 Tote auf einem Fleck, kreuzweis aufgebaut; ich glaube, sie werden für einen Augenblick das Loben vergessen, wie gut es für Deutschland sei, dass die eiserne Mauer an der Westfront standhalte.(. . .)

Ich bin ein schrecklicher Mensch; ich spürs dieser Tage so gut, wie meine Nerven doch nachgelassen haben. Aber gelt Herz, mein Poltern tut dir ja nicht weh.

Begleitend zur Serie gibt es die Geschichte von Elisabeth und Adolf Mann auch als Hörbuch.

Was zur gleichen Zeit passiert

Was zur gleichen Zeit passiert

Paul Klee schreibt in seinem Tagebuch über sein Leben als Soldat: „An Aeroplanen alte Nummern ausgebessert, neue vorn hinschabloniert. Dabei das Gefühl, daß der sächsische Werksmeister um mich herumschleicht. Gerücht von Exercieren gegen 4 Uhr aufgetaucht. Dann den günstigen Moment erwischt und aus der Kolonne entwischt.“ Bis jetzt, so Klee, sei er ein biederer Rekrut gewesen und zum Dank habe man ihm den Urlaub verweigert. Daraus ziehe er nun seine Konsequenzen: „kein biederer Rekrut mehr.“