Die Zukunft der Fläche bleibt offen, der Hemminger Gemeinderat möchte sich nicht auf den Vorschlag der Verwaltung festlegen. Sicher ist derzeit nur eins.

Wer kennt das nicht: Da will man im Ort parken, um rasch ein paar Dinge zu erledigen – und findet keinen Parkplatz. Beziehungsweise: Man muss einen suchen. Schließlich steht das Auto nicht wie erhofft vorm Bäcker, sondern zwei Straßen weiter. Auch in Hemmingen erleben die Bürgerinnen und Bürger solche Situationen immer wieder. Der Gemeinderat war seit Jahren uneins, ob es im Zentrum zu wenig Parkplätze gibt – oder gar zu viele. Verstärkt diskutierte er mit Blick auf die Pläne für das Gebäude in der Hauptstraße 4, an dessen Stelle bald ein Wohn- und Geschäftsgebäude inklusive Gastronomie, Tiefgarage und oberirdischen Parkplätzen errichtet wird.

 

Jetzt hat es die Gemeinde schwarz auf weiß: „Die Zahl der Parkplätze ist genau richtig“, berichtete der Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU). Zu dem Ergebnis kommt die Ludwigsburger Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA). Sie hat geprüft, ob das Verhältnis zwischen vorhandenen Stellplätzen – 134 in der Ortsmitte plus drei, vier Minuten zu Fuß entfernt weitere 152 – und Dienstleistungen sowie Nutzungen stimmt. Die Anzahl der Stellplätze, fasst der Bürgermeister zusammen, liege genau in der Anforderung der Landesbauordnung. Deren Vorgabe gehe von 122 bis 150 Stellplätzen aus. Gemeinderat wie Verwaltung sind froh über die Parkraumanalyse. „Nun haben wir Fakten, um gegenüber der Bevölkerung zu argumentieren“, sagte der Rathauschef Schäfer. Dabei ist ihm, ist den Gemeinderäten bewusst: Auch wenn es laut der Analyse keinen weiteren Stellplatzbedarf gibt, sind die Parkplätze zumindest zu Stoßzeiten oder bei Veranstaltungen sehr gefragt.

Erstmals ein urbanes Gebiet in Hemmingen

Vor diesem Hintergrund diskutierte der Gemeinderat das Konzept der Verwaltung für die Bebauung der Fläche des unbefestigten, schottrigen Adlerparkplatzes in der Hauptstraße 7 – das er am Ende erst mal in die Schublade zu legen beschloss. Die Idee sieht „bei optimaler Flächennutzung eine möglichst ausgeglichene Kombination“ aus Parken, Wohnen und Gewerbe vor, mit im Untergeschoss 13 und im Erdgeschoss 11 Stellplätzen. In den zwei Obergeschossen, so der Bürgermeister, können sowohl Wohn-, als auch Büroräume entstehen. Für die Umsetzung müsste der Gehweg unmittelbar an die Straße verlegt werden. Außerdem besitzt die Gemeinde nach hinten hin noch Fläche, die sie nutzen würde.

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Mit der Realisierung würde Hemmingen erstmals ein urbanes Gebiet festsetzen, das „dem Wohnen sowie der Unterbringung von Gewerbebetrieben und sozialen, kulturellen und anderen Einrichtungen, die das Wohnen nicht wesentlich stören“ dient, sagte der Bürgermeister. Er wolle die Idee eines Parkhauses entzaubern: Ein mehrstöckiges ist unter anderem aus optischen Gründen und mangels Platz keine Option für die Gemeinde. Thomas Schäfer kann sich vorstellen, das Projekt mit einem Investor anzugehen.

Freie Wähler: „Wollen uns nichts verbauen“

Jedoch beantragten die Freien Wähler, die Entscheidung über die Zukunft des Geländes zu vertagen. Um sich, je nachdem, was die Zeit bringt, alles offenzuhalten. „Wir sehen keine Eile, das Gebiet zu überplanen und wollen uns nichts verbauen“, sagte Sabine Waldenmaier – zumal es ja keine Parkplatznot gebe. Jörg Haspel würde zur Hauptstraße hin lieber „was Belebendes“ schaffen statt Parkplätze. Ute Freitag (CDU) erinnerte, ihre Fraktion hätte eine ganzheitliche Entwicklung inklusive der Hauptstraße 4 und Umgebung bevorzugt. „Warten wir ab, wie die neuen Parkplätze angenommen werden.“

Die SPD zeigte sich ob der mehrheitlich beschlossenen Vertagung unzufrieden. „Wir sagen doch immer, wir wollen Baulücken schließen“, kritisierte Elke Kogler. Ihr Fraktionskollege Berhan Tongay betonte, er wolle die Entwicklung vorantreiben, vor allem die Wohnbebauung. Aus Sicht der SPD könnte das Areal an die Bürgergenossenschaft Wohnen des Landkreises gehen, die Kommunen hilft, günstige Wohnungen zu bauen. Dann allerdings müsste man mehr Wohnraum und weniger Parkplätze planen, sagte der Bürgermeister Schäfer. „Ich kann damit leben, wenn wir erst mal abwarten und die Hauptstraße 4 realisieren“, sagte er.