Die Kandidaten für den Stuttgarter Gemeinderat diskutieren über Kultur. Fast alle haben ihren hohen Stellenwert in der Gesellschaft beziehungsweise im Leben des jeweils Einzeln betont. Allzu viele Differenzen gibt es dabei nicht.

Stuttgart - Fast alle im Stuttgarter Gemeinderat vertretenen Fraktionen haben den hohen Stellenwert der Kultur in der Gesellschaft beziehungsweise im Leben des jeweils Einzeln betont. Bei einer öffentlichen Diskussion im Württembergischen Kunstverein zur Kultur vor der Gemeinderatswahl hieß es, Kultur sei „ungemein wichtig“ (Anna Kedziora, Freie Wähler) beziehungsweise „lebensverlängernd“ (Paul Russmann, Die Linke). Petra Rühle (Grüne) erklärte: „Hochkultur ist sehr wichtig, Subkultur genauso“, während ihr Fraktionskollege Andreas Winter sagte, die Grünen hätten „starke Kandidaten, die für die Kultur brennen.“ Jürgen Sauer (CDU) betonte: „Ich mache Kulturpolitik aus Leidenschaft“, während Heinz Lübbe (FDP) versicherte: „Kulturell war ich immer interessiert.“ Stefanie Brum (SPD) erklärte, Kultur sei von ihrer Partei „bewusst als Schwerpunkt gewählt worden“.

 

Lediglich Bine Schulz (SPD) bekannte: „Ich bin ziemlich kulturfrei aufgewachsen“, und nur Gangolf Stocker (SÖS) vertrat eine grundsätzlich andere Meinung als alle anderen: „Kunst ist etwas, das aus der Not des Künstlers entsteht. Bei Kultur blitzt schon ein bisschen der Wohlstand auf“, sagte Stocker. Deswegen habe er auch Probleme mit seinem Job als kulturpolitischer Sprecher seiner Fraktion, mache ihn aber trotzdem.

Viele Kandidaten bekunden, die Oper sanieren zu wollen

Bei der Diskussion, die auf Einladung der so genannten Sachkundigen Bürger des Kulturausschusses des Gemeinderates stattfand, lobten die meisten Fraktionen das von diesem Beratergremium aus kulturell involvierten Bürgern initiierte Kulturelle-Leitlinien-Projekt „Kultur im Dialog“. Nur Gangolf Stocker bekannte: „Bei ,Kultur im Dialog’ habe ich nicht verstanden, um was es geht.“ Ansonsten jedoch herrschte im Kunstverein große Einigkeit, als neun Kandidaten in Zweier- und Dreiergruppen ihre kulturellen Vorlieben benannten: Freie Wähler und Linke sprachen sich gemeinsam für eine Stärkung der Stadtteilkultur aus, Grüne und CDU betonten gemeinsam die Wichtigkeit eines Film- und Medienhauses sowie der Kleinkunstbühne Rosenau, und viele Fraktionsvertreter bekundeten, die Oper sanieren zu wollen und lobten den gemeinsam beschlossenen Kulturhaushalt.

Die sanften Bemühungen der beiden Moderatoren Petra von Olschowski (Rektorin der Kunstakademie) und Jean-Baptiste Joly (Direktor der Akademie Schloss Solitude), Unterschiede zwischen den Parteien herauszuarbeiten, wurden von deren Vertretern sanft ignoriert. Die einmütige Haltung in kulturellen Fragen sei keinesfalls ein Manko sondern ein großes Plus, erklärte Jürgen Sauer, der dienstälteste Kulturpolitiker, nach zwei Stunden: „Die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Kulturpolitik ist, dass möglichst viele Fraktionen zusammenarbeiten“, sagte er.