Das Ditzinger Bahnhofsgelände ist derzeit ebenso eine Brache wie der Mittelpunkt des zentralen Omnibusbahnhofs. Das Areal wird grundlegend umgestaltet. Der Kiosk ist abgerissen, ebenso der alte „Lokschuppen“, der einst von einer Firma genutzt wurde und zuletzt den örtlichen Künstlern Atelier und Ausstellungsraum in einem war.

Ditzingen - Das Ditzinger Bahnhofsgelände ist derzeit ebenso eine Brache wie der Mittelpunkt des zentralen Omnibusbahnhofs. Das Areal wird grundlegend umgestaltet. Der Kiosk ist abgerissen, ebenso der alte „Lokschuppen“, der einst von einer Firma genutzt wurde und zuletzt den örtlichen Künstlern Atelier und Ausstellungsraum in einem war.

 

In der letzten Sitzung vor der Sommerpause hatte der Gemeinderat einige Entscheidungen getroffen, damit die Planer in der Ferienzeit weiter arbeiten können. Der Zeitplan ist schließlich eng getaktet: Der Bahnhof muss den steigenden Nutzerzahlen gerecht werden. Schließlich zieht die Firma Thales derzeit nach und nach ihre drei Standorte aus der Region dort zusammen, ehe die Zentrale in knapp zwei Wochen ihrer Bestimmung übergeben wird.

Der Gemeinderat musste unter anderem über die Gestaltung der Fußgängerbrücke über die Bahngleise entscheiden. Das Ingenieurbüro Schlaich Bergemann und Partner hatte ein geschwungenes Bauwerk aus Stahl und Stahlbetonelementen entworfen. Dieses soll die Gleise stützenfrei überqueren. So beeindruckt zunächst der Fachausschuss gewesen war, so intensiv hatte wenige Tage später der Gemeinderat darüber diskutiert. Der Unabhängige Bürger Dieter Schnabel hatte nämlich beantragt, die Kosten für die Installation eines parallel zur Treppe verlaufenden Rollbands oder einer Rolltreppe zu untersuchen. Zustimmung erhielt er von Iris Ehinger (Freie Wähler): „Der Vorschlag hat Charme“. Der CDU-Fraktionschef Rolf Feil gar hatte für die Anregung im Gemeinderat wenig Verständnis: „Der Technische Ausschuss hatte sich auch etwas dabei gedacht.“ Letztlich scheiterte Schnabel mit seinem Antrag bei zwei Enthaltungen mit 13 zu 17 Stimmen. Das Planungsbüro soll seine präsentierten Vorentwürfe nun ausarbeiten. Weil aber zudem die Aufzugsanlage versetzt werden muss, um die Grundstücke am Bahnhof zu verkaufen, steigen die Planungskosten. Der Gemeinderat genehmigte überplanmäßige Ausgaben in Höhe von 80 000 Euro.

Derweil werden auf der Nordseite des Bahnhofs die nächsten Bauarbeiten vorbereitet. Die Kreuzung an der Stuttgarter Straße bei der Ölmühle wird zu einem Kreisverkehr umgestaltet. Die Arbeiten sollen nach Angaben des Rathaussprechers Guido Braun im Herbst beginnen. Auf der Südseite des Bahnhofs, also in Richtung des Gewerbegebiets, soll als nächstes die Haltestelle für den Bus 625 geschaffen werden. Die Linie wurde als Anbindung ins Gewerbegebiet neu geschaffen. Erste Erfahrungen seien gut, so der Rathaussprecher. Allerdings zeigten diese auch, dass das im Stadtbusverkehr eingebundene Angebot möglicherweise abends ausgeweitet werden sollte. Demnach geht es wohl um die Verlängerung um eine halbe Stunde, der Bus führe dann bis 19.30 Uhr. Die Stadträte werden sich damit befassen müssen; schließlich trägt die Stadt die Kosten.

„Keine nennenswerten Probleme“ bestehen hingegen derzeit laut Braun am Bahnhof, was die Parkmöglichkeiten angeht. Dort fielen mit dem Baubeginn Park-and-Ride-Plätze weg. Zum Teil werden sie während der Bauzeit an jenen Stellen ersetzt, wo provisorische Stellplätze während der Wanderbaustelle möglich sind. Gleichwohl wurden die Erfahrungen bisher im wesentlichen in der Ferienzeit gesammelt.

Das Bahnhofsareal soll künftig mehrere Funktionen erfüllen

Jahrhundertprojekt:
Mancher Ditzinger Stadtrat spricht bei der Bahnhofsumgestaltung von einem Jahrhundertprojekt. Auch der Oberbürgermeister Michael Makurath spricht immerhin von einem „größeren Rad, das da bewegt wird“. Mit der Umgestaltung des Bahnhofareals ist schließlich mehr verbunden als nur die Modernisierung einer insgesamt viereinhalb Hektar großen Fläche. Das Gelände hat eine Scharnierfunktion. Es grenzt einerseits an das Gewerbegebiet, in dem sich die Firmen Trumpf und Thales befinden, aber auch Reclam und einige Mittelständler. Andererseits soll es zum Eingangstor der Stadt werden und die Kunden zum Einkaufen in das Zentrum locken. Deshalb sollen am Bahnhof Ladengeschäfte angesiedelt werden.

Namen und Zahlen:
Im Oktober 2012 hatte das Preisgericht unter dem Vorsitz von Franz Pesch, dem Professor für Stadtplanung und Entwerfen am Städtebau-Institut der Universität Stuttgart, getagt. Sieger des kombinierten Architekten- und Investorenwettbewerbs wurden die Architekten Lieb und Lieb aus Freudenstadt; Investor ist die Herrenberger Marquardt Projektentwicklungs GmbH.

Informationen:
Das Empfangsgebäude des Bahnhofs steht unter Denkmalschutz und bleibt erhalten. Derzeit dient es als i-Punkt, um anhand von Plänen und Texten das Projekt darzustellen. Der i-Punkt ist immer donnerstags von 14 bis 18 Uhr geöffnet.