Das Land will ausgewiesene Flächen für Flora und Fauna zusammenführen – solche Großflächen sind vor allem für am Boden lebende Tiere lebenswichtig. Ditzingen verfolgt auf Antrag der CDU im Gemeinderat einen weiteren Weg zur Erhaltung von Tier- und Pfanzenwelt.

Fritz Hämmerle verdiente seinen Lebensunterhalt mit Dachbegrünungen. Jetzt, im Ruhestand, hat sich der CDU-Stadtrat der Flora und Fauna, der Erhaltung der Artenvielfalt im gesamten Stadtgebiet verschrieben. Es wundert daher nicht, dass er Initiator eines Großflächenbiotops in der Stadt ist, das letztlich seine Fraktion in die Diskussion einbrachte. Immer wieder betonten die Christdemokraten, dass es sich dabei nicht um einen Verbund kleiner Biotope gehe, wie sie vom Land gefördert werden.

 

„Unter drei Hektarsollen wir gar nicht anfangen“, argumentiert Hämmerle, der auch mit der Begrünung schwieriger Standorte etwa entlang der Autobahn befasst war. Auch im dicht besiedelten Ditzingen gebe es solche Flächen, ist er überzeugt. Wald und Gärten am Siedlungsrand etwa. „Es müsste eine konzertierte Aktion von Verwaltung und Gemeinderat sein.“

In der letzten Sitzung vor der Sommerpause hat sich der Gemeinderat abermals mit dem Projekt befasst. Er billigte die Kostenschätzung für das Projekt in Höhe von rund einer Million Euro. Bereits entschieden war zu diesem Zeitpunkt, dass das Großflächenbiotop in den Brühlwiesen in der Kernstadt angelegt werden soll. Mehrere Maßnahmen sind geplant: Etwa soll die Glems am Wehr der ehemaligen Rotenmühle durchgängig gemacht werden, ebenso wie am Wehr der Zechlesmühle.

Die Verwaltung hatte für die Entwurfsplanung zur Durchgängigkeit der Glems und zur für die Unterlagen zur wasserrechtlichen Genehmigung ein externes Büro beauftragt. Entlang des Gewässers ist die Pflanzung eines Auwalds geplant mit Hochstauden und Einzelbäumen. Schnell wird das Großflächenbiotop allerdings nicht umgesetzt. Das Geld für die Kostenschätzung wird in den Etats für 2024 und 2025 eingeplant.

Vor allem Tierarten, die sich am Boden fortbewegen oder sehr scheu sind, benötigen größere, zusammenhängende Lebensräume. Straßen, land- oder forstwirtschaftliche Monokulturen und Siedlungen oder Einzelbauwerke – wie etwa Wasserkraftwerke – machen die Grenzen einzelner Biotope unüberwindbar. Ein Biotopverbund helfe den Tieren wenig, wenn sie an sich als Lebensraum eine große Fläche benötigen.

Drohung der Gegner

So sehr die Erhaltung der Artenvielfalt auf der Agenda aller Kommunen steht, so umstritten war sie zu Beginn der Diskussion vor bald fünf Jahren offenbar in der Bevölkerung. Initiator und CDU-Fraktionschef erhielten Drohbriefe. Beide brachten diese zur Anzeige. Beirren ließen sie sich nicht.