Clemens Prokop gilt als einer der profiliertesten Sportfunktionäre in Deutschland, er hinterlässt große Fußstapfen. Wie groß ist diese Bürde?
Ich empfinde es nicht als Bürde, ich will eigene Spuren setzen. Aber klar ist: Clemens Prokop war im Kampf gegen Doping der Vorreiter. Er hat fast zehn Jahre für das Anti-Doping-Gesetz gekämpft und dabei keinen Konflikt gescheut. Dieses Gesetz wird immer mit seinem Namen verbunden bleiben. Ich teile seine Einstellung voll: Wir wollen eine saubere Sportart sein. Wir wollen faire Verhältnisse für alle. Wir wollen Chancengleichheit. Und ich bin froh, dass ich dabei weiterhin auf die Expertise von Clemens Prokop zurückgreifen kann.
Er hat angekündigt, sich auch in Zukunft einmischen zu wollen.
Und das ist auch gut so. Es können nie genügend Leute unterwegs sein, die sich für einen sauberen Sport engagieren.
Welche Ziele haben Sie als DLV-Präsident?
Wir müssen die Chance nutzen und durch die EM 2018 in Berlin die Aufmerksamkeit wieder auf die olympische Kernsportart Leichtathletik lenken – ich weiß von vielen Menschen, dass sie diese Sportart mit ihren fast 47 verschiedenen Disziplinen mögen. Das ist das eine Ziel.
Und das andere?
Derzeit hat der DLV 815 000 Mitglieder, wir wollen die Schallmauer von einer Million erreichen. Da ist der VfB Stuttgart für mich ein tolles Vorbild, der dank einer groß angelegten Aktion ein Plus von rund 50 Prozent geschafft hat und mittlerweile bei knapp 60 000 Mitgliedern angekommen ist – nicht nur wegen des Fußballs, sondern auch mit neuen Mitgliedern in der Leichtathletik-Abteilung. Insofern gibt es da durchaus Anknüpfungspunkte.
Die ersten zehn neuen Mitglieder haben Sie in Bietigheim angeblich schon gewonnen.
Sie haben ihre Absicht erklärt. Der Eintritt kommt erst noch. Im Schwäbischen macht man das wegen der Beiträge am liebsten zum Jahreswechsel.
Eine Million Mitglieder ist ein sehr ambitioniertes Ziel, denn zuletzt gab es beim DLV mehr Aus- als Eintritte. Wie wollen Sie die Trendwende schaffen?
Als Präsident kann ich dieses Ziel ruhig formulieren. Für die Umsetzung braucht es Fachleute, und diese gibt es beim DLV in der Geschäftsstelle in Darmstadt und in den Landesverbänden. Der richtige Zeitpunkt, um dieses Thema zu setzen, wäre sicher die EM 2018 in Berlin. Dann ist die Fußball-WM vorbei und wir haben Gelegenheit, die Menschen für die Leichtathletik zu begeistern und mit ihnen zu kommunizieren.
Was hat Sie motiviert, DLV-Chef zu werden?
Ich bin nicht zum Amt gekommen, sondern das Amt eher zu mir. Ich wurde gefragt und habe nicht schnell genug nein gesagt (lacht). Im Ernst: Ich bin in der Leichtathletik groß geworden, habe die Sportart unglaublich intensiv betrieben. Und dabei gelernt, dass nur derjenige besser wird, der hart trainiert und viel investiert. Die Leichtathletik hat mich sozialisiert, und wenn ich ihr heute mit meiner Berufs- und Lebenserfahrung etwas zurückgeben kann, tue ich das gerne.