Seit Marlies Krämer in den Formularen ihrer Bank Kundin und nicht mehr nur Kunde genannt werden will und dafür vor Gericht geht, erregt sie die Gemüter. Wer ist diese Frau? Ist sie mehr als nur eine renitente Rentnerin?

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Sulzbach - Damit klar ist, wer einem da gegenübertritt, hat Marlies Krämer sich ein selbst gebasteltes Schild angesteckt. „Lieber ein kantiges eckiges ETWAS als ein rundes NICHTS“, steht darauf. Die Richtung ist also schon mal deutlich. In der ruhigen Wohnstraße im saarländischen Sulzbach wohnt eine Frau mit Widerspruchsgeist, die freundlich die Tür öffnet, denn sie kann natürlich auch anders – und das ausgerechnet bei einem Mann. Richtig schwärmerisch wird sie, wenn sie von Michael Gorbatschow erzählt und davon, dass er sie umarmt habe. Marlies Krämer, für nicht wenige in Deutschland nur eine renitente Alte, die als Rentnerin nicht ausgelastet sei und deshalb gegen ihre Sparkasse um die richtige weibliche Anrede klage, erinnert sich an den Besuch des sowjetischen Staatschefs in Saarbrücken. Weil im Saarland jeder jeden kennt und sie damals noch als Genossin und Sozialdemokratin – später dann als Ortsvereinsvorsitzende der Linken – Seit an Seit mit Oskar Lafontaine schritt, kam sie ganz nah ran an den Staatsgast. „Er ist für mich ein ganz Großer“, sagt die 80-Jährige auf ihren Rollator gestützt und zeigt auf die Fotografien von dieser deutsch-russischen Begegnung.