Rund 2000 Gäste dürfen in der Westminster Abbey dabei sein, wenn König Charles III. am 6. Mai gekrönt wird. Von denen, die keine Einladung bekamen, zeigen manche Verständnis, andere sind beleidigt.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Lady Pamela Hicks ist nicht beleidigt. „Wie vernünftig“, kommentierte die 94-Jährige, als der Buckingham Palace für sie anrief und sich entschuldigte: Pamela Hicks, Tochter von Louis Mountbatten, dem letzten Vizekönig von Indien, Prinz Philips Cousine und einst eine Brautjungfer der Queen sei leider nicht zur Krönung von König Charles III. eingeladen.

 

Die gelassene Reaktion ihrer Mutter machte vergangene Woche India Hicks in einem Instagram-Post öffentlich. Charles Patentochter schrieb, ein Privatsekretär des Königs habe etwa angerufen, um sich im Namen des Monarchen zu entschuldigen. Seit das Gehör ihrer Mutter Pamela schlechter geworden sei, riefen viele bei ihr, India, an, damit sie ihrer Mutter etwas ausrichte. Indias Tochter habe den Anruf zunächst für einen Scherz gehalten.

Hätte Pamela Hicks eine Einladung in die Westminster Abbey erhalten, es wäre historisch gewesen: Möglicherweise wäre sie die einzige Britin gewesen, die drei Krönungen hautnah miterlebte. Die Hofdame der Queen war schon 1937 als Kind bei der Krönung von König George VI., Elizabeths Vater. 1953 war sie in der Westminster Abbey, als Elizabeth II. die Krone aufs Haupt gedrückt bekam. Zur Trauerfeier für die verstorbene Queen ließ sich die 94-jährige Hicks im Rollstuhl fahren. Und doch: „Der König sende seine große Liebe und seine Bitte um Entschuldigung. Er müsse wegen der abgespeckten Gästeliste viele Familienmitglieder und Freunde vor den Kopf stoßen“, zitierte India Hicks aus dem Telefonat.

Der Privatsekretär des Königs dürfte dieser Tage viele Telefonate wie dieses führen. Quetschten sich bei der Krönung von Queen Elizabeth II. noch 8000 Gäste in die Westminster Abbey (sie saßen teilweise auf Hockern), sind jetzt nur um die 2200 geladen. Es ist Teil von Charles’ „slimmed down monarchy“-Ansatz, einer abgespeckten Monarchie, die so sparsam wie möglich agieren soll.

„Ich bin geschieden, ich kann also nicht alles haben“

Sarah Ferguson, die Ex-Frau von Charles’ Bruder Prinz Andrew, offenbarte in einem Interview im britischen Frühstücksfernsehen (ab Minute 5:15), dass auch sie keine Einladung in die Westminster Abbey erhalten habe. „Ich gehe nicht zur Krönung, weil es ein Staatsakt ist. Ich bin geschieden, ich kann also nicht alles haben“, sagte „Fergie“. Dafür soll die frühere Herzogin von York aber am „Coronation Concert“ am Sonntag nach der Krönung auf Schloss Windsor teilnehmen.

Auch Charles Spencer, der Bruder von Prinzessin Diana, sagte bereits vor ein paar Monaten in einem Podcast der Times, er werde wohl nicht zur Krönung gehen (ab Minute 7:40): „Wir haben bestimmt noch irgendwo ein Krönchen rumfahren, aber ich werde es wohl nicht brauchen“, sagte der Earl, ein Rang, der in etwa einem deutschen Grafen entspricht. Er glaube nicht, dass er eingeladen sei: „Es gehen doch nur so 2000 Leute hin.“

Nicht alle, die keine Einladung erhalten haben, nehmen das aber so gelassen wie Hicks, Ferguson oder Spencer. Vor allem die britischen Herzöge, 24 an der Zahl, sollen angesäuert sein. Bei Elizabeths Krönung hatten die “Dukes“ noch eine wichtige Rolle gespielt, jetzt sind viele von ihnen gar nicht eingeladen. David Manners, der Duke of Rutland, hielt seine Enttäuschung gegenüber der „Daily Mail“ nicht zurück: „Ich wurde nicht gefragt und ich verstehe nicht wirklich warum“, zitiert die britische Klatschzeitung den Adligen. „Familien wie meine unterstützen die Royals seit über 1000 Jahren.“

Vergleichsweise gut weg kommen dagegen die Deutschen: Bei den Häusern Baden und Hohenlohe-Langenburg flatterte bereits eine Einladung in den Briefkasten. Aus Salem werden Markgraf Bernhard und seine Frau Stephanie nach London fahren. Auch Philipp Fürst zu Hohenlohe-Langenburg und seine Frau Saskia sind eingeladen. Die Badener und die Hohenloher sind mit dem britischen König verwandt: Die Großmütter des Markgrafen und des Fürsten waren die Schwestern von Charles’ Vater, Prinz Philip.