In der Fremde, im Urlaub, da schaut man sich alles an. Aber wer kennt sich Zuhause aus? Da soll nun eine Schnäppchenkarte beim Entdecken helfen.

Der größte Stuttgarter schaut voller Geduld zu. Na gut, wer über 200 Millionen Jahre auf dem breiten Buckel hat, den bringt so leicht nichts mehr aus der Ruhe. Der Gressylosaurus, liebevoll auch schwäbischer Lindwurm genannt, hat schon vieles erlebt, wer vor einem Räuber wie dem Liliensternus mit seinen spitzen Zähnen davonrennen musste, der wundert sich auch nicht mehr über eine Stuttgarterin mit Plastikfrisur. Die passenderweise eine kleine Plastikkarte vorstellte.

 

Kein Rabatt, sondern Eintritt frei

Wommy Wonder war der Stargast im Löwentormuseum, „das Fossil, das wieder gehen darf“, wie die Travestiekünstlerin witzelte. Ihre Aufgabe war es, die Erlebniscard für die Region Stuttgart vorzustellen. Zwei Jahre haben die Touristiker von Stuttgart Marketing an einem Angebot für die Einheimischen gebastelt. Meist richtet sich bei touristischem Lockstoff der Blick ja auf Besucher von anderswo, nun wollte man den knapp drei Millionen Menschen in der Region etwas Gutes tun.

So einfach wie irgendmöglich sollte es sein, sagt Armin Dellnitz, Chef von Stuttgart Marketing. Und weil gut geklaut besser ist als schlecht erfunden, schaute man sich um, wie andere das machen. Und beschloss, keine Rabattangebote zu machen, also Nachlass von einigen Prozenten zu geben, oder einen Begrüßungssekt zu spendieren, sondern mit der Erlebniscard „einen einmaligen freien Eintritt zu gewähren“. Gut 70 Einrichtungen machen mit, Museen, Bäder, Eisstadien, der Fernsehturm, Kletterparks quer durch die Region. In allen bekommt man mit der Karte einmal im Jahr einen freien Eintritt.

Die Karte kostet ab 69 Euro

69 Euro kostet die Karte in ihrer Online-Version, die man aufs Handy laden kann. 79 Euro als Plastikkarte mit QR-Code, der sich an den Kassen einscannen lässt. Nutzt man alles, „würde der Eintritt insgesamt 1000 Euro kosten“, sagt Dellnitz. Und nutzen wirklich viele Schnäppchenjäger alles, treiben sie Stuttgart Marketing in den Ruin. Denn die teilnehmenden Häuser bekommen die Hälfte des Eintritts wieder erstattet. Zwar gab es mit Hilfe des Verbands Region Stuttgart eine Anschubfinanzierung von 210 000 Euro für die Jahre von 2021 bis 2023, also für die Entwicklung der Karte, für das Programmieren, für das nötige Personal.

Ein Standortfaktor

Natürlich macht man das nicht nur, weil man den Einheimischen etwas schenken möchte. Man wolle zeigen, dass die Region äußerst attraktiv sei, nicht nur nach innen, sondern auch nach außen. „Das ist auch ein Standortfaktor für wirtschaftliche Gegebenheiten.“ Sprich, wer Arbeitskräfte anlocken will, muss was bieten. Nicht nur Geld, sondern auch ein attraktives Umfeld. So ist die Karte nicht zuletzt eine „Imagekampagne“. Eine, die sich auch rechnen werde, glaubt Dellnitz. Wer ins Museum oder Bad gehe, bringe schließlich jemanden mit oder erzähle und schwärme vom Besuch.

Das Buhlen um Tagestouristen

Was natürlich Geld wert ist. Die Pandemie hat vieles im Tourismus auf Null gestellt. Und die Bedeutung der Tagestouristen für die Wertschöpfung gestärkt. Vor Corona hatte eine Untersuchung festgestellt, dass die Region Stuttgart im Jahr 99,3 Millionen Tagesgäste zählt, darunter 52 Millionen in Stuttgart. Die Ausgaben der Tagestouristen in Stuttgart liegen bei 35 Euro, in den fünf Landkreisen der Region bei 26 Euro. Insgesamt eine erkleckliche Summe.

Und so mancher wird die Region neu kennenlernen. Oder wer war schon mal im Tobias-Mayer Museum oder dem Museum im Kleihues-Bau? Und auch der größte Stuttgarter freut sich über einen Besuch.

Die Erlebniscard

Die Karte
Sie kostet 69 Euro in ihrer Online-Version. 79 Euro als Plastikkarte. Kaufen kann man sie unter www.erlebniscard-Stuttgart.de sowie in den i-Punkten in Stuttgart und der Region. Sie ist für das komplette kommende Jahr gültig.