Eigentlich sollte nur die Möglichkeit bestehen, die neue Eisarena so aufzurüsten, dass sie DEL-Standard entspricht. Nun wird sie gleich so gebaut – zum Erstaunen der Stadträte.

Bietigheim-Bissingen - Für manche Stadträte gleicht der Weg zur neuen Eishalle einer Schlitterpartie. Immer wieder bringen sie neue Informationen aus dem Gleichgewicht, von denen sie aus ihrer Sicht nur rein zufällig erfahren. So hat die Stadt während der Sommerpause eine kleine, aber feine Veränderung beschlossen, die den Stadträten bei ihrer traditionellen Rundfahrt zu den Bauprojekten in der Kommune quasi im Vorbeigehen mitgeteilt wurde. An der Sache an sich haben die Räte zwar nichts auszusetzen. Kritisiert wird allerdings mangelnde Transparenz seitens der Stadt – zum wiederholten Mal.

 

Der Rohbau steht: Wird der straffe Zeitplan weiter eingehalten, dann kann die neue Eisarena im Dezember eröffnet werden. Doch anders als geplant wird die Halle im Ellental nun doch von Anfang an dem Standard der Deutschen Eishockey Liga (DEL) entsprechend gebaut. Das bedeutet unter anderem, dass statt der zunächst vorgesehenen 3500 nun schon 4500 Sitzplätze eingebaut sowie ein Videowürfel und spezielle Beleuchtung installiert werden. Dabei hatte sich der Gemeinderat zuvor in langen Diskussionen dafür entschieden, vorerst nur eine abgespeckte Version zu bauen und nur die Möglichkeit offen zu halten, bei Bedarf aufrüsten zu können.

Nachrüstung wäre aufwendiger als direkter Einbau

Aber es habe sich herausgestellt, dass die Nachrüstung ungleich aufwendiger wäre als der direkte Einbau, teilte Rainer Kübler mit. Er ist der Geschäftsführer der Stadtwerke Bietigheim-Bissingen, denen die Eishalle von der Stadt übertragen wurde. Die voraussichtlich wenige Hunderttausend Euro Mehrkosten seien angesichts des derzeitigen Stands zu vertreten: Etwa 97 Prozent der Arbeiten seien bereits vergeben, die Kosten lägen aber immer noch rund 400 000 Euro unter dem anvisierten Gesamtbudget von 18,2 Millionen Euro.

Da stimmen ihm die Stadträte sogar zu: „Die Sache an sich ist durchaus zu rechtfertigen“, findet der CDU-Fraktionsvorsitzende Claus Stöckle. Doch er hätte sich eine direkte Information gewünscht. Ein Nebensatz bei einer Busrundfahrt sei dafür nicht ideal. Genauso sieht es Steffen Merkle, der Fraktionschef der Freien Wähler: „Wenn man solche Entscheidungen trifft, könnte man das ja durchaus mal mitteilen – und zwar nicht nur so beiläufig.“

Auch Traute Theurer, die Vorsitzende der GAL-Fraktion, hat erst bei der Bustour von der Aufrüstung der Halle gehört. „Aber das hat sicher seine Gründe“, glaubt sie. Der SPD-Fraktionschef Volker Müller sieht die Sache ebenfalls wenig dramatisch: „Das Beschlussgremium hier war der Aufsichtsrat, nicht der Gemeinderat“, betont er. Die Vertreter des Gremiums müssten selbst wissen, wie sie die Informationsweitergabe handhabten.

Mangelnde Transparenz ist immer wieder Thema

Allerdings hatten bereits im Mai mehrere Stadträte harsche Kritik an der Verwaltung geäußert, weil sie sich hintergangen fühlten. Man habe nur durch die Hintertür erfahren, dass die neue Eisarena doch nicht uneingeschränkt als Veranstaltungsort zur Verfügung stehe, lautete der Vorwurf. Auch bei anderen Themen wurde der Stadtspitze mehrfach – insbesondere von der CDU – mangelnde Transparenz vorgeworfen. Die Stadtverwaltung wies das stets von sich.

Bei der Bietigheimer Eishockey-Mannschaft freut man sich dagegen uneingeschränkt über das frühe Upgrade der Halle: „Für uns ist das toll“, sagt der Steelers-Präsident Hans-Günther Neumann. Vor allem angesichts der Qualifikation für die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi, die im Februar in der Eisarena stattfinden soll. Die Veranstaltung sei aber nicht der Grund für die vorzeitige Aufrüstung der Halle gewesen, betont Neumann.