Eine neue Studie des Fraunhofer-Instituts zeigt, dass der Strombedarf im Jahr 2040 größer sein wird, als erneuerbare Energien liefern können. Zudem fehlen Investitionen und Fachpersonal.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Es ist ein Riesenproblem. Baden-Württemberg will bis 2040 klimaneutral sein – schon bisher war dieses Ziel schwer zu erreichen, weil die jährlichen Ausbauschritte zuletzt nur bei der Photovoltaik mit dem Zielpfad übereinstimmten oder weil der Plan etwa vorsieht, bald Kohlendioxid unter dem Meer zu speichern. Mehr als Ideen dazu gibt es in Deutschland aber noch nicht.

 

Und nun zeigt eine neue Studie des Fraunhofer-Instituts für solare Energiesysteme in Freiburg (im Auftrag der IHK Baden-Württemberg) auch noch auf, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien viel zu gering ist, selbst wenn die derzeitigen Ausbauziele etwa auch bei der Windkraft erreicht würden. Drei Szenarien macht das Institut auf. Danach steigt der Strombedarf von 64 Terawattstunden im Jahr 2021 auf 108 bis 161 Terawattstunden in 2024. Etwa in der energieintensiven Zementindustrie werde der Wechsel von Gas auf Strom den Bedarf um 110 Prozent erhöhen. Auch ein Anteil von 70 Prozent Wärmepumpen und 100 Prozent E-Autos lasse den Stromkonsum steigen.

Die politischen Ziele zugrunde gelegt, steige der Anteil der erneuerbaren Energien aber „nur“ von 18,4 Terawattstunden in 2021 auf 93 Terawattstunden in 2040. Es gebe also je nach Szenario eine Lücke von 15 bis 43 Prozent des Bedarfs an Strom, der dann aus benachbarten Bundesländern oder aus dem Ausland importiert werden müsste. Einheimischer Strom verringere aber in der Regel den Strompreis, so die Studie. Bei einem Energiegespräch am Mittwoch räumte Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) ein, dass der Ausbau schneller gehen müsse.

Die Politik müsse sich deshalb jährliche Ziele setzen und diese kontrollieren, sie müsse die Bürokratie bei Windkraftprojekten verringern und für Photovoltaik-Projekte Vorranggebiete ausweisen, so das Fraunhofer-Institut in seinem Fazit.

In einer weiteren Studie der Beratungsgesellschaft Deloitte im Auftrag des Verbands Kommunaler Unternehmen und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft geht es um die Kosten für die Energiewende. Danach seien bis 2030 in Deutschland 600 Milliarden an Investitionen notwendig, darunter 351 Milliarden Euro für den Ausbau der erneuerbaren Energien und 126 Milliarden Euro für den Ausbau des Stromnetzes. 2022 seien aber gerade 22 Milliarden Euro investiert worden – diese Summe müsse jährlich verfünffacht werden.

Wenn die volatile grüne Energie zunimmt, werden die mit Gas, Kohle oder künftig Wasserstoff betriebenen Reservekraftwerke noch wichtiger. Die FDP-Landtagsfraktion hat nun darauf hingewiesen, dass zwei solcher Kraftwerke der EnBW in Walheim (Kreis Ludwigsburg) gar nicht mehr betrieben werden können, weil das Fachpersonal dafür fehle und auch nicht mehr angelernt werden könne. Das Umweltministerium hat auf eine Anfrage der FDP mitgeteilt, dass die EnBW „vor der Unmöglichkeit eines Weiterbetriebs“ stehe. An anderen Standorten gebe es vorerst keine vergleichbaren Einschränkungen. Thekla Walker dringt darauf, viele neue Reservekraftwerke im Südwesten anzusiedeln.