Vor zwei Jahren schlugen die Wogen im Gemeinderat noch hoch, als erstmals eine Solar-Pilotanlage an der Fassade des Rathausturms diskutiert wurde. Inzwischen haben sich die Gemüter beruhigt – auch angesichts der vorgeschlagenen Alternativideen.

Wieder zurück auf Los: So könnte man den Stand der seit zwei Jahren währenden Diskussion um das Anbringen von Solarmodulen am Turm des Stuttgarter Rathauses wohl am ehesten beschreiben. 2020 war das Amt für Umweltschutz mit einem ersten Vorschlag für Solarpanele in den zuständigen Ausschüssen des Gemeinderats noch auf teilweise heftigen Protest gestoßen. So sprach etwa die CDU seinerzeit von den „deutlichsten Veränderungen des Rathauskomplexes seit dem Zweiten Weltkrieg“, auch Architekten und Klimaaktivisten äußerten Bedenken hinsichtlich der Gestaltung und der Kosten-Nutzen-Relation.

 

Mit teilweise absurd anmutenden Alternativvorschlägen ist das Amt für Umweltschutz am Freitag nun in den Klimaausschuss zurückgekehrt, darunter dem Stuttgarter Stadtwappen Rössle als Solarversion oder dem Schriftzug der Internationalen Bauausstellung 2027. Den wohl größten Eingriff hätte eine windmühlenartige Tragekonstruktion mit sich gebracht, die allerdings wie alle anderen Ideen von der Verwaltung selbst verworfen wurde, weil sie zu windanfällig ist. Zudem seien alle Konstruktionen extrem aufwendig bei hohen Kosten und geringem Ertrag, so Jürgen Görres, der für Energiewirtschaft zuständige Abteilungsleiter im Amt für Umweltschutz.

Stattdessen soll nun die ursprüngliche Idee, die Fassade des Rathausturms an zwei Seiten mit Solarmodulen zu bestücken, gestalterisch weiter entwickelt werden. Die Gesamtfläche der Fotovoltaik-Panele liegt bei mehr als 300 Quadratmetern, die Kosten für die Anlage lägen nach Angaben von Görres bei 280 000 Euro. Die Anlage hätte eine Leistung von über 56 Kilowattpeak. Die Stadtwerke sollen die Anlage realisieren.

Die klare Mehrheit der Stadträte zeigte sich offen für die Pläne. Auch die CDU hat ihre Skepsis mittlerweile abgelegt. Einig war man sich im Ausschuss aber, den Farbton der Module an den Sandstein des Rathauses anzupassen. „Hätten wir das schon vor zwei Jahren beschlossen, könnten wir heute schon Geld damit verdienen“, merkte Grünen-Stadtrat Björn Peterhoff an. Michael Jantzer (SPD) betonte, man dürfe über das Symbol Rathausturm nicht die flächendeckende Ausrüstung städtischer Dächer vernachlässigen. Umweltbürgermeister Peter Pätzold (Grüne) sagte, der Rat habe mit seinem Beschluss zur Klimaneutralität bis 2035 die Latte hochgesetzt, man müsse alle Möglichkeiten nutzen. Er will nun im kommenden Jahr einen Vorschlag für die konkrete Gestaltung der Module machen.