Das Ludwigsburger Amtsgericht übergibt die Verantwortung für den Fall Lara nach Polen. Dies widerspricht dem gesunden Menschenverstand, meint unser Redakteur Tim Höhn. Dem Vater wird damit alle Hoffnung geraubt, seine entführte Tochter zurück zu bekommen.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Eine Mutter entführt ihr Kind. Sie lässt das Kind verstecken, in einer Wohnung, die es fast nie verlassen darf, jahrelang. Nicht, um Freunde zu besuchen, falls es welche hätte. Nicht, um eine Schule zu besuchen, als es längst Zeit dafür wäre. Dass diese Mutter den Kampf, den sie selbst angezettelt hat, nun offenbar gewinnen wird, widerspricht dem gesunden Menschenverstand. Aber Justiz fußt nicht auf der Moral, sondern auf dem Recht. Sollte es für Lara das Beste sein, bei der Mutter zu leben, müssen die Richter das ermöglichen. Notfalls auf Kosten des Vaters.

 

Allein: Wie lässt sich, auch juristisch, rechtfertigen, Lara bei dieser Mutter zu lassen? Einer Kriminellen, die mit ihren Taten bewiesen hat, dass sie ihre eigenen Interessen über jene des Kindes stellt. Wie soll ein Kind in einer Familie leben, die daran beteiligt war, es gewaltsam aus seinem Umfeld zu reißen. Weg von Freunden, weg vom Vater, raus aus der Heimat.

Das alles soll vergessen sein, weil Lara, als sie ihrem Vater übergeben werden sollte, geweint hat? Welches Kind würde das nicht? Psychologen haben stets erklärt, es bestehe eine enge Bindung zwischen Vater und Tochter. Als der Vater seine Tochter im Sommer erstmals nach Jahren wiedersah, machte er Fotos und Videos – sie zeigen ein lachendes Kind in seinen Armen. Vielleicht hätten sich die Richter die Aufnahmen genauer anschauen sollen.