Ein junger Logistiker des Falsche-Polizisten-Netzwerks wird in Zuffenhausen verhaftet. Dort waren auch schon Abholer aufgeflogen. Die Abzocke geht in Stuttgart derweil weiter.
Im Kampf gegen Anrufbetrüger, die als falsche Polizisten am Telefon bevorzugt ältere Opfere abzocken, ist der echten Polizei ein Ermittlungserfolg gelungen. In Zuffenhausen ist ein mutmaßlicher Logistiker festgenommen worden – in der Hierarchie handelt es sich dabei um jene Betrüger, die als Statthalter mit den Hintermännern in Kontakt stehen, die Abholertrupps steuern und die Beute entgegennehmen. Der Tatverdächtige ist 18 Jahre alt und sitzt inzwischen in Untersuchungshaft.
Wie die Polizei am Freitag mitteilte, ist der 18-Jährige bereits am Mittwoch festgenommen worden – nachdem „umfangreiche Ermittlungen“ auf seine Spur geführt hätten, so eine Sprecherin. Bei seiner Festnahme wurden 1400 Euro Bargeld, etwas Haschisch und ein Einhandmesser sichergestellt. Außerdem hatte er einen Schlüssel zur Wohnung eines 27-Jährigen dabei – und auch die wurde mit richterlichem Beschluss durchsucht. Die Ermittler fanden dort mehrere Hundert Gramm Cannabisharz, diverse Schmuckstücke sowie etwa 1500 Euro Bargeld. Ob der 27-Jährige etwas damit zu tun hat, wird noch ermittelt. Der 18-Jährige wurde am Donnerstag von einem Haftrichter in eine Justizvollzugsanstalt eingewiesen.
Zusammenhang mit anderen Festnahmen?
Für welche Fälle der 18-Jährige verantwortlich sein soll und in welchem Zeitraum die Taten liegen sollen, darüber gab es aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben. Erst am 31. Januar war in Zuffenhausen eine 87-Jährige mit einem Schockanruf hereingelegt worden: ein angeblicher Polizist hatte vorgegaukelt, die Frau müsse für ihre Tochter eine Kaution von mehreren Tausend Euro bezahlen, weil diese einen tödlichen Unfall verursacht habe. Die Frau übergab das Geld in der Colmarer Straße an einen Unbekannten, etwa 30 Jahre alt, 1,90 Meter groß, mit dunklem Mantel.
Ebenfalls in Zuffenhausen sind bereits am 9. Januar zwei Abholer festgenommen worden, die wohl im Auftrag von Anrufbetrügern das Geld der Opfer eingesammelt haben sollen. Eine aufmerksame Bankmitarbeiterin hatte im Falle einer 87-jährigen Kundin Verdacht geschöpft und die Polizei informiert. Die Beamten nahmen die Verdächtigen im Alter von 16 und 18 Jahren fest. Die jungen Männer landeten in Untersuchungshaft.
. . . und dann geht es in Vaihingen weiter
Die Festnahme in Zuffenhausen hat freilich kaum Auswirkungen auf das große Netzwerk der Anrufbetrüger. Denn am Tag der Festnahme des 18-Jährigen klingelte auch im Stadtbezirk Vaihingen das Telefon – eine 80-Jährige geriet um 14.30 Uhr in die Fänge von falschen Polizisten. Weil ihr vorgetäuscht wurde, sie müssen für einen Freund, der einen tödlichen Unfall verursacht habe, eine Kaution hinterlegen, machte sie sich mit Goldmünzen im Wert von mehreren Zehntausend Euro in den Florathweg auf und übergab sie einem angeblichen Beamten. Erst am Donnerstag bemerkte sie den Betrug und alarmierte die Polizei.
Die Beschreibung des Abholers ähnelt der des Kuriers in Zuffenhausen. Er soll etwa 40 Jahre alt und 1,85 Meter groß sein, dunkle Haare haben und mit einem knielangen schwarzen Mantel bekleidet gewesen sein. Die Kriminalpolizei bittet um Hinweise unter der Rufnummer 07 11 / 89 90 - 57 78.
23-Jährige auf frischer Tat erwischt
Keine Hinweise mehr braucht es in einem anderen Fall, der sich am Donnerstag im Stuttgarter Osten zugetragen hat. Dort wurde eine 84-jährige Bewohnerin durch einen Schockanruf veranlasst, Schmuck und Goldmünzen im Wert von mehreren Zehntausend Euro als angebliche Kaution bereitzustellen. Doch diesmal hatten die Täter ohne die Rechnung der Polizei gemacht: Als die Abholerin gegen 16 Uhr in der Bergstraße auftauchte, wurde sie mit der Beute auf frischer Tat festgenommen. Die 23-jährige Frau zählt offenbar zu einer polnischen Gruppierung. Sie landete am Freitag beim Haftrichter.