Jahrelang konnten die Armenier in Stuttgart den Gedenktag in Erinnerung an den Völkermord Anfang des 20. Jahrhunderts unbehelligt begehen. Bis in diesem Frühjahr die Veranstaltung wegen einer Terrorwarnung ausfallen musste. Nun soll die Gedenkfeier unter Polizeischutz stattfinden.

Stuttgart - Die Gedenkfeier in Erinnerung an den Völkermord an den Armeniern wird an diesem Donnerstag unter Polizeischutz stattfinden. Nachdem die Veranstaltung der armenischen Gemeinde in der Lutherkirche in Bad Cannstatt am Gedenktag Ende April wenige Minuten vor Beginn wegen einer Terrorwarnung von der Polizei aufgelöst wurde, sind nun verschiedene Sicherheitsvorkehrungen geplant.

 

Auch jetzt kämen über die sozialen Medien und per SMS „Beschimpfungen, Beleidigungen und Drohungen“ an, sagt Pfarrer Diradur Sardaryan. Diese stammten von Schreiben „mit deutschem Profil, aber in türkischer Sprache“. Der Pfarrer ist sich sicher: „Die wollen uns einschüchtern, dass wir die Gedenkveranstaltung nicht machen.“ Doch dieses Mal gab es frühzeitig Kontakte zur Polizei. Eine Sprecherin sagt über Sicherheitsvorkehrungen: „Wir werden Maßnahmen haben, wir sind da.“ Details dazu gibt es nicht.

Etwa 5000 Mitglieder im Land

Der Völkermord an den Armeniern gilt als einer der ersten Genozide des 20. Jahrhunderts. Er geschah im Ersten Weltkrieg im Osmanischen Reich. Zwischen 300 000 und 1,5 Millionen Menschen sollen umgekommen sein. Die Türkei bestreitet, dass es ein Völkermord war.

Die armenische Gemeinde hat nach eigenen Angaben in Baden-Württemberg heute etwa 5000 Mitglieder, in Stuttgart seien es rund 150 Familien.