Eine lange Nacht verändert die Welt: Neil Armstrong betritt als erster Mensch den Mond. Unser StZ-Redakteur Klaus Zintz blickt auf die Nacht der Mondlandung im Fernsehen zurück.

Stuttgart - Und wieder heißt es warten. Schon seit Stunden steht die Mondfähre Eagle mit den beiden Astronauten Neil Armstrong und Edwin „Buzz“ Aldrin auf dem Erdtrabanten. Die ganze Welt verfolgt, was nun in dieser denkwürdigen Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1969 passiert. Auch meine Eltern und ich gehören zu den geschätzt 600 Millionen Menschen, die auf das verschwommene Fernsehbild starren, das die Mondlandschaft zeigen soll. Es kommt von einer Kamera, die am Fuß der gelandeten Raumfähre befestigt ist. Aufgeregt haben die Reporter vom Raumfahrtzentrum in Houston berichtet, wie die Fähre gelandet ist. Aber nun geschieht gar nichts mehr. Eine Stunde um die andere vergeht. Aber keiner will ins Bett – auch ich darf aufbleiben. Ich bin ja auch schon 14, da wird man sich mal eine Nacht um die Ohren hauen dürfen. Ohnehin stehen die Ferien vor der Tür.

 

So verrinnt Stunde um Stunde. Immer wieder vertröstet uns das Sendezentrum in Amerika. Die Fernsehleute und Experten erzählen, dass Armstrong und Aldrin wichtige Vorbereitungen treffen müssen und der Dritte im Bunde, Michael Collins, einsam im Raumschiff seine Kreise um den Mond zieht. Zudem ist eine mehrstündige Pause vorgesehen: die Astronauten müssen sich ausruhen, ordnet „Houston“ an. Das Fernsehen überbrückt die Wartezeit mit irgendwelchen Filmen, die niemanden wirklich interessieren. Aber ins Bett will keiner – solch einen historischen Moment kann man doch nicht verschlafen!

Auch Armstrong und Aldrin haben offenbar keine Lust, sich auszuruhen: Sie drücken aufs Tempo. So kommt nach endlos erscheinendem Warten wieder Spannung auf – es tut sich was auf dem Mond. Die Tür der Mondfähre öffnet sich. Und dann steigt endlich Armstrong die Treppe hinunter, hüpft auf den Mond und schickt seinen berühmten Spruch mit dem „kleinen Schritt für einen Menschen, aber den großen für die Menschheit“ zur Erde. Bald folgt Aldrin. Natürlich hissen sie die amerikanische Flagge. Und sie machen Experimente. Auf den schemenhaften TV-Bildern ist zu sehen, dass die beiden wie Kängurus auf dem Mond herumhüpfen.

Später bin ich fasziniert, wie toll und gestochen scharf die Bilder sind, die sie mit ihren Kameras vom Mond geschossen haben. Irgendwann – es ist schon Morgen – geht’s dann wieder in die Mondfähre zurück. Es war eine lange, denkwürdige Nacht. Ich habe sie nie vergessen.