Da ist was eskaliert: Carsten "Erobique" Meyer zieht bei seinem Stuttgart-Gig fünfmal so viele Besucher wie beim letzten Mal an - und die Wagenhallen mühen sich als Großraumdisco.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Was sich wohl Carsten "Erobique" Meyer gedacht hat? Vor genau einem Jahr führte der Komponist, DJ und Partylöwe seine "Musik zum Bumsen" im Kulturzentrum Merlin auf, vor gut 250 enthusiasmierten Menschen. Bei seiner Rückkehr nach Stuttgart erwarten ihn mehr als 1300 Besucher in den millionenteuer sanierten Wagenhallen. Wir vermuten, dass er "Wow!" gesagt und mit einem Gläschen Sekt angestoßen hat.

 

Wer die beiden Auftritte (und vielleicht auch davor den im Freund & Kupferstecher) gesehen hat, wird sich am Samstag verwundert die Augen reiben. Ja, da ist irgendwas eskaliert. Werbung hat das Merlin, der Veranstalter des Abends, kaum gemacht. Vielleicht hat Erobique einfach erstmals auch in Stuttgart eine seiner Popularität angemessene Halle zugewiesen bekommen. Anderswo spielt der Mann ja in ähnlich großen Locations wie den Wagenhallen.

Besuchermäßig ist der Abend jedenfalls ein echter Volltreffer. Wie ist es musikalisch? Und, das wollen derzeit ja alle wissen: wie sind die Wagenhallen?

Erobique, das lässt sich so lapidar sagen, liefert ab. Er hat eine ganze Batterie an Tasteninstrumenten um sich herum gebaut, verlängert einzelne Klassiker der Discogeschichte in die Ewigkeit und improvisiert dazu am Synthesizer. Dazu ein paar eigene Songs wie "Easy". Er mischt also alles von den Siebizigern bis in die Hochzeit der 12-Inch-Singles mit ihren Extended Dance Mixes und bringt somit das Beste aus den zwei Welten "tanzbar" und "eingängig" zusammen. 

Wo ist der Künstler?

So ein Konzept funktioniert vermutlich überall - nur die Wagenhallen haben damit ihre liebe Not. Vermutlich wird nur der kleinere Teil der Besucher den Künstler, der ihnen den Samstagabend beschallt, überhaupt leibhaftig gesehen haben. Dass es keine echte Bühne gibt, gehört zum Konzept einer jeden Erobique-Show. Weil man den Mann aber nicht zumindest noch ein bisschen aufs Podest gestellt hat und die Wagenhallen ein verdammt langer Schlauch sind, kriegen nur die Besucher in den ersten Reihen Erobique wirklich zu Gesicht - ohne ihm ganz nah zu kommen, weil verständlicherweise die Technik mit Sperrgittern geschützt wird.

So hat der ganze Abend ein bisschen was von Großraumdisco. Irgendwo kommt eben die Musik her, die Scheinwerfer leuchten bunt in die Menge, man hört mal zu und stellt sich mal fünf Minuten an der stellenweise etwas überforderten Getränkeausgabe an. Somit liegt es garantiert nicht an Erobique und seinem kongenialen DJ-Partner Michael "Pauki" Paukner, dass man sich das Stuttgarter Privileg zurückwünscht, mit diesem Mann in einer kleineren Location feiern zu dürfen.


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