Vor der Verleihung des Theodor-Haecker-Preises spricht Laísa Santos Sampaio über ihren fast aussichtslos scheinenden Kampf. Große Konzern zerstören die Wälder im Amazonasbecken und damit auch die Lebensgrundlage der Landbevölkerung.

Esslingen - Der deutsche Zungenbrecher kommt der Brasilianerin noch nicht so leicht über die Lippen. Doch schon am Sonntag, 28. Juni, wird Laísa Santos Sampaio den für sie schwer auszusprechenden Theodor-Haecker-Preis für politischen Mut und Aufrichtigkeit der Stadt Esslingen von Oberbürgermeister Jürgen Zieger überreicht bekommen. Die Umweltaktivistin erhält die Auszeichnung für ihr Engagement zum Schutz des Regenwaldes im Amazonasgebiet und der dort lebenden indigenen Landbevölkerung.

 

Die Preisträgerin kämpft – gegen Konzerne und ihre Angst

Bei einem Pressegespräch am Donnerstag erzählt die 52-Jährige von diesem fast aussichtslos scheinenden Kampf gegen die Interessen von Konzernen, die für die Viehhaltung und den Anbau von Monokulturen die Wälder roden lassen. In den vergangenen 15 Jahren seien bereits 80 Prozent des Regenwaldes in ihrer Region der Motorsäge zum Opfer gefallen, berichtet Laísa Santos Sampaio. Mit dem Wald-Ökosystem wird auch die Lebensgrundlage der Menschen in der Region Pará zerstört.

Gemeinsam mit einer Gruppe von Aktivisten in der Praia alta Piranheira Siedlung stemmt sich Laísa Santos Sampaio gegen diesen verheerenden Prozess. Dieser Einsatz ist gefährlich. Vor vier Jahren erhielt die Familie Morddrohungen. Sampaios Schwester und Schwager wurden ermordet – als Vergeltungsmaßnahme, weil sie sich gegen die rechtswidrige Abholzung gewehrt hatten. „Ich habe Angst“, bekennt Laísa Santos Sampaio. Gleichzeitig weiß sie, dass sie stark sein muss. „Der Kampf muss weitergeführt werden“, sagt die unbeugsame Brasilianerin.

Nachhaltig produzierte Waren helfen den Indigenas

Der Theodor-Haecker-Preis, den zu bekommen sie als „große Ehre“ empfinde, bedeute ein wichtige Unterstützung. Er helfe, die Belange der drangsalierten Bevölkerung sichtbar zu machen und ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.

Zwei wichtige Herausforderungen nennt die Preisträgerin. Zum einen gehe es darum, die Wertschätzung für nachhaltig produzierte Waren aus dem Regenwald zu steigern. Der Verkauf solcher Produkte sichert die Existenz der Menschen vor Ort. Um deren Perspektive zu verbessern, muss zudem in die Bildung investiert werden, fordert Sampaio. Trotz der fortschreitenden Zerstörung hat die 52-Jährige Hoffnung, dass sich die Entwicklung doch noch stoppen lässt.