Innenminister Thomas Strobl von der CDU erinnert an Eugen Bolz, den katholischen Politiker und Staatspräsidenten. Bezüge zur Gegenwart sind nicht zufällig.

Im Gedächtnis des Landes spielt Eugen Bolz keine besonders tragende Rolle, obwohl er doch für Freiheit und Demokratie sein Leben hingegeben hat. Am 23. Januar 1945 wurde der Zentrumspolitiker in Berlin-Plötzensee enthauptet – nachdem er kurz vor Weihnachten 1944 vom NS-Volksgerichtshof unter Leitung von Hitlers Blutrichter Roland Freisler zum Tode verurteilt worden war. Die Verschwörer vom 20. Juli 1944 hatten Bolz mit dessen Einverständnis als Kultusminister in einer künftigen Regierung vorgesehen. Einen aktiven Anteil an den Plänen zur Ermordung Hitlers hatte Bolz nicht, doch pflegte er Kontakt zum ehemaligen Leipziger Oberbürgermeister Carl Goerdeler, dem zivilen Haupt der Verschwörung. Seit 1993 erinnert ein Wandrelief des Bildhauers Alfred Hrdlicka am Stuttgarter Königsbau an den württembergischen Staatspräsidenten Bolz. Das Theater Lindenhof widmet ihm aktuell ein sehenswertes Stück: „Die ganze Hand“. Und am Montagabend lud Innenminister Thomas Strobl (CDU) zu einer öffentlichen Veranstaltung mit Podiumsdiskussion in sein Ministerium. Vor hundert Jahren, 1923, war Bolz zum Innenminister ernannt worden. Zehn Jahre später übertrug Reichspräsident Paul von Hindenburg die Macht an Adolf Hitler – mit bösen Folgen für Bolz, der seine politischen Ämter verlor. Am 19. Juni 1933 bestellte ihn die Politische Polizei zur Vernehmung in ihr Hauptquartier ein, ins Hotel Silber nahe dem Charlottenplatz. Anschließend kam er für einige Wochen in „Schutzhaft“ auf den Hohenasperg.