Am Sonntag wurden in der Leonberger Stadtkirche 18 Segnungen nachgeholt. Im Mai war eine Feier nicht möglich, und sogar am Sonntag sind ein paar Gäste wegen der sich zunehmend verschlechternden Lage nicht erschienen.

Leonberg - Ein Raunen geht durch die Reihen, als die große Tür endlich aufschwingt und die Jugendlichen mit gehobenen Köpfen zum Altar schreiten. Ihre Augen blitzen vor freudiger Erwartung, aufgeregt suchen sie den Blick ihrer Eltern. Diese sitzen ruhig da, und trotz der Maske ist klar zu erkennen, wie stolz sie in diesem Moment sind. Denn es ist ein wichtiger Tag im Leben der jungen Christen, der aufgrund besonderer Umstände lange auf sich warten ließ.

 

Am Sonntag wurden in der Leonberger Stadtkirche 18 Konfirmationen nachgeholt. Die Feierlichkeiten hätten ursprünglich im Mai stattfinden sollen, mussten aufgrund der Corona-Pandemie allerdings verschoben werden. „Konfirmationen zeichnen sich meistens durch aufwendige Feste in der Kirche und im Familienkreis aus. Doch dieses Jahr ist eben alles ein bisschen anders“, sagt die Pfarrerin Carmen Stamer. Sie und ihre Kollegin, Pfarrerin Juliane Lehmann, sind fest entschlossen, das Beste aus der Situation zu machen und den Kindern mit ihren Familien eine schöne Feier zu ermöglichen.

Die Absage der Konfirmationen im Mai war zunächst ein Schock für die Gemeinde. „Es ging alles so schnell. Von einem Tag auf den anderen hat sich alles geändert, und man hatte kaum die Zeit, zu reagieren“, erzählt Carmen Stamer. Sie erinnert sich gut daran, welch komisches Gefühl es war, als die Konfirmationen abgesagt wurden und ist sehr dankbar, dass die Gemeinde einen Weg gefunden hat, um unter Pandemie-Bedingungen zu feiern. „Es ist zwar alles anders als sonst, und wir haben eine große Verantwortung für alle Gäste, die gekommen sind, doch mit dem Konzept, dass wir uns überlegt haben, hat alles gut geklappt“, zeigt sich die Pfarrerin erfreut.

Umfassendes Hygienekonzept

Um den Abstand unter den Gästen zu wahren, wurde ein umfassendes Hygienekonzept ausgearbeitet. So wurden die Konfirmanden in kleinere Gruppen mit sechs bis sieben Kindern pro Gruppe unterteilt und wurden zu drei unterschiedlichen Zeiten gesegnet. Eine im Vorfeld festgelegte Sitzordnung sowie die Maskenpflicht am Platz sorgte zudem für einen geregelten Ablauf und ein geringeres Risiko, in Kontakt mit den Gästen einer anderen Familie zu kommen. Auch die Segnung wurde sorgfältig geplant. „Beim Konfirmationssegen konnte der Abstand zwischen mir und den Kindern nicht gewahrt werden. Deshalb haben wir dabei alle eine Maske getragen“, erklärt Carmen Stamer.

Die Jugendlichen gingen sehr gelassen mit der neuen Situation um. „Ich freue mich sehr, dass meine Konfirmation jetzt nachgeholt wurde, und ich finde es gar nicht schlimm, dass ich dabei eine Maske tragen musste“, sagt der 14-jährige Konfirmand Konrad Thomas. „Ich war aber schon ein bisschen aufgeregt und habe gehofft, dass ich nichts Falsches sage“, erzählt er weiter. Die Zuversicht der Jugendlichen, dass alles gut wird, war wirklich bewundernswert. Sie konnte nicht einmal dadurch getrübt werden, dass ein paar Gäste wegen der sich zunehmend verschlechternden Lage nicht erschienen waren. „Egal, was passiert, man darf sich nicht unterkriegen lassen. Und wenn man Angst hat, dann gibt es immerhin einen Gott, an den man sich wenden kann“, sagt Mia Pawlowski lächelnd.