Das Fantasy Filmfest im Metropol ist auch am Wochenende schrill und laut. Mit dabei: Patrice Leconte und sein grinsender Paul.

Stuttgart - Sichtbare gute Laune passt nicht zu jeder Branche. Beerdigungsunternehmern fallen einem da ein, und tatsächlich ist Paul, das Problemkind der Familie Tuvache, in einem angrenzenden Geschäftsfeld tätig. Die Tuvaches führen in Patrice Lecontes Animationsfilm „The Suicide Shop“ einen Laden für Selbstmordbedarf.

 
Gifte, Stricke, Messer, alles ist hier zu haben. Oder, wie das Programm des Fantasy-Filmfests, das „The Suicide Shop“ am Samstag um 19 Uhr im Metropol präsentiert, so schön erkennt: Die Tuvaches sind zufrieden, wenn ihre Kundschaft nicht wiederkommt.

Der unablässig grinsende Paul

Patrice Leconte ist hierzulande eher als Autorenfilmer bekannt, auch wenn nicht alle seine Werke nach „Die Verlobung des Monsieur Hire“ (1989) einen deutschen Verleih fanden. Mit seinem Film über den unablässig grinsenden Paul kehrt Leconte jedoch zu einer alten Liebe zurück. Der 1947 in Paris Geborene hat Anfang der Siebziger für das traditionsreiche Comicmagazin „Pilote“ geschrieben und gezeichnet.

So comichaft, wie ein Realfilm nur sein kann, ist „Violet & Daisy“ (Sonntag, 21.30 Uhr, und Montag, 13 Uhr ) von Geoffrey Fletcher aus den USA aufgezogen. Die beiden Titelheldinnen sind nette junge Mädchen – und Auftragsmörderinnen.

Menschliche Züge durch Alexis Bledel

Was ein bloßes Kaleidoskopspiel mit Genre-Elementen hätte werden können, bekommt durch Darsteller wie Saoirse Ronan („Abbitte“), Alexis Bledel („Sin City“) und James Gandolfini menschliche Züge. Was einen dann doch manchmal zusammenzucken lässt, wenn das Regiedebüt des Drehbuchautors von „Precious“ phasenweise ganz auf die Komik überinszenierter Gewalt setzt.

Zu den Filmen, die von den Organisatoren des Fantasy-Filmfest ganz besonders herausgehoben werden, gehört neben Benh Zeitlins „Beasts of the Southern Wild“ (Sonntag, 19.15 Uhr) auch Megan Griffiths’ „Eden“ (Sonntag, 17.15 Uhr). Dies ist die ernstere, an sozialen Verhältnissen interessierte Darstellung dessen, was als Billigthrillerthema schon fast verschlissen ist: Zwangsprostitution im Westen. Die 1975 in Athens, Ohio, geborene Griffiths orientiert sich hier am realen Fall von Chong Kim, einem Mädchen aus armen Verhältnissen, das vom Kneipenabend weg verschleppt und zehn Jahre lang als Gefangene eines Zuhälterrings in Nevada gehalten wurde, der mit der örtlichen Polizei kooperierte. Jamie Chung („Sucker Punch“) spielt die Hauptrolle.

Zu den großen Streitfällen der Kinogeschichte gehört Paul Verhoevens „Starship Troopers“ von 1997. Die einen halten diese Verfilmung eines Romans von Robert A. Heinlein für eine laute, faschistoide Kriegsverherrlichung, andere erkennen eine Satire auf die dreckigen ideologischen Unterhosen gängiger Ballerspektakel. Der Film vom Krieg gegen Insekten im Weltraum bekam mehrere Fortsetzungen. „Starship Troopers: Invasion“ (Samstag, 15 Uhr) ist eine Computeranimation von Shinji Aramaki („Appleseed“), die vielleicht nicht satirisch wird. Aber laut ganz bestimmt.