Das Gelände der Aquarien- und Vogelfreunde erfreut mit seinen tierischen Bewohnern seit 50 Jahren die Besucher. Der Volksmund nennt die Freilandanlage „Kleine Wilhelma“.

Fast auf den Tag genau vor 50 Jahren, am 18. Juli 1964, öffneten die Aquarien- und Vogelfreunde Fellbach ihre Freianlage am Haldenbach. Von Anfang an pflegten die Tierfreunde ein gutes Verhältnis zur Stadt Fellbach: Ihre Anlage steht auf städtischem Grund. Die Pacht für die drei Parzellen, auf denen sie in Jahrzehnten Eigenarbeit Volieren, Papageienhaus, Aquarien, Schildkrötengehege, Seerosenteich, Spielplatz und Gastraum samt Freisitzen geschaffen haben, geht an die Stadt und ist „human“. Die Vereinskasse wird dagegen stark von den Energiekosten strapaziert. „Wir müssen auch im Winter für die Tiere heizen, obwohl die Anlage fürs Publikum geschlossen ist.“

 

Der Verein zählt mittlerweile 120 Mitglieder

120 Mitglieder zählt der Verein heute. Als er 1956 gegründet wurde, waren es 19. Seit jeher zeichnet den Verein ein großer Zusammenhalt aus – und der Wille, den Tieren ein „schönes und angemessenes Zuhause und Dasein“ zu bieten. Dafür war und ist viel handwerklicher Einsatz, unzählige Arbeitsstunden und Teamgeist notwendig, ganz zu schweigen vom täglichen Futterdienst. Jeden Abend fährt ein Mitglied an den Haldenbach, um zu füttern und die Näpfe zu säubern, auch bei Eis und Schnee. „Zwei Stunden braucht man da schon“, sagt Ingrid Trinkner. „Am Samstag machen wir dann Großputz, dazu brauchen wir mindestens einen halben Tag“, ergänzt Gerda Thümmel.

Der Besuch der Kleinen Wilhelma kostet keinen Eintritt

Der Verkauf von einfachen Speisen, Eis und Getränken ist eine wichtige Einnahmequelle. An Sonn- und Feiertagen bewirten sie von Ende März bis zum 3. Oktober Gäste. Der Besuch in der Kleinen Wilhelma kostet keinen Eintritt. „Bei schönem Wetter kommen viele Leute, gerne Familien mit Kindern, Großeltern und auch Wanderer,“ erzählt Jürgen Zeiträg, der über 20 Jahre lang Vorstand war und nun Ehrenvorstand ist.

Mit Uwe Kronsbein, seit drei Jahren Vorsitzender, haben sie wieder einen Schaffer an der Spitze. Der Mittdreißiger redet nicht viel, er macht. Jedes Wochenende, auch im Winter, ist er auf der Anlage. Zu tun gibt es immer was: das Dach über den Volieren reparieren, Teiche abdichten, Außenbereiche pflegen. Und wenn er sich für    ein paar Minuten hinsetzt, holt  er      sich   Papagei Nero auf die Schulter. Als    der vor Jahren in die Kleine Wilhelma kam, ging es dem gar nicht gut. „Wir haben ihn aufgepäppelt“, sagt Gerda Thümmel. Wie viele andere Tiere auch. Die meisten der 70 Vögel in den Volieren gehören Vereinsmitgliedern, einige sind aus Privatbesitz hinzugekommen, weil zum Beispiel ihre Besitzer gestorben sind.

Der Verein beklagt fehlenden Nachwuchs

Geschichten gäbe und gibt es aus der Kleinen Wilhelma viele zu erzählen. Anrührend ist die vom betagten Berg- und dem Alexandersittich. Die beiden sind am Haldenbach zu einem Liebespaar geworden. Lange Zeit verbrachten sie mit anderen Vögeln in einer Großvoliere. „Als wir sie mal trennen mussten, haben sie sich gegenseitig gerufen“, erzählt Ingrid Trinkner. „Wir haben ihnen dann ein gemeinsames Gehege gegeben und dort sind sie gleich aneinander geschnuckelt.“ Auch der Name der Anlage ist eine Geschichte für sich. Schnell hatten die Leute erkannt, dass man nicht unbedingt in die „große Wilhelma“ nach Bad Cannstatt gehen muss, um Wellensittiche, Amazonen, Mohrenkopfpapageien und bunte Fische zu beobachten, sondern die „Kleine Wilhelma“ ebenfalls ein geeignetes Ausflugsziel ist.

Zwei Wünsche hat der Verein für die Zukunft. „Im Stadtgebiet werden viele Spielplätze mit neuen Spielgeräten ausgestattet. Wenn es da Geräte gibt, die noch intakt sind, aber ausgemustert werden, würden wir sie nehmen und damit unseren Spielplatz aufrüsten,“ sagt Hermman Leppin. Den zweiten Wunsch teilen sich die Aquarien- und Vogelfreunde mit vielen Vereinen: „Es fehlt an Nachwuchs,“ klagt nicht nur Klaus Glorian. Doch ist der Verein zuversichtlich, denn neben dem Umgang mit Tieren und Vorträgen in den Wintermonaten zeichnet er sich durch eine harmonische Geselligkeit aus, die man sofort spürt, wenn man auf die Freilandanlage kommt.