Darf man lieben, wenn man nicht mehr lange zu leben hat? Über diese Frage kabbeln sich die krebskranken jungen Helden in der Romanverfilmung „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“. Teenieschnulze und Krebsfilm vertragen sich hier miteinander: es wird im Kino viel geweint werden.

Stuttgart - Das hört man heutzutage schon mal öfter, wenn man eine Zigarettenpackung aus der Tasche zieht und sich eine Kippe in den Mund steckt: „Das ist Ekel erregend! Damit hast du alles ruiniert!“ Das Kennenlerngespräch zwischen den Teenagern Hazel (Shailene Woodley) und Augustus (Ansel Elgort) folgt allerdings nicht ganz den alltäglichen Regeln des Raucher-Nichtraucher-Zanks.

 

Beide haben in extremer Weise die Verletzlichkeit des eigenen Körpers erfahren und verinnerlicht. Hazel hat einen Sauerstoffschlauch in der Nase. Augustus hat ein Bein aus Metall. Beide sind Überlebende einer Krebserkrankung, sie haben sich bei der Sitzung einer Selbsthilfe- und Nachsorgegruppe getroffen. Augustus allerdings hat gar keine so schlechten Chancen, die Krankheit hinter sich zu lassen. Hazel weiß ganz sicher, dass sie jung sterben wird, weshalb der Streit über die Zigarette ein Streit über die dumme Missachtung eines Privilegs werden könnte. Bis Augustus bekennt, nie eine anzuzünden, die Fluppe immer nur als Symbol zu verwenden.

Die Ängste überwinden

In Josh Boons Verfilmung von John Greens Roman „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ geht es allerdings nicht so um Krebs wie in Andreas Dresens Spielfilm „Halt auf freier Strecke“, hier wird nicht ernst und schonungslos für Erwachsene gezeigt, wie ein nicht zu gewinnender Endkampf aussehen könnte, für den direkt Betroffenen und für die Menschen um ihn her. In „The Fault in our Stars“, so der Originaltitel, wird der Krebsfilm mit der Teenieschnulze gekreuzt, mit einer Geschichte um Liebe, die Widerstände, Ängste, Vorbehalte überwindet.

Das klappt in sehr vielen Szenen besser, als man erwarten sollte, und das, obwohl die beiden Hauptdarsteller weder in der Ausgestaltung durch das Drehbuch noch im Verkörpertwerden durch die Darsteller gleichwertig sind. Augustus wirkt immer nur wie ein unerschrockener Anstoßgeber, damit wir die Reaktionen und Entwicklungen von Hazel verfolgen können, die sich anfangs gegen Liebe wehrt. Schließlich fühlt sie sich als Zeitbombe, die demnächst explodieren und großen emotionalen Schaden anrichten wird.

Konkurrenz für Jennifer Lawrence

Die Hauptdarstellerin Shailene Woodley allerdings agiert derart temperamentvoll, facettenreich und ungekünstelt, dass man dieses Ungleichgewicht gerne in Kauf nimmt. Die 22-Jährige ist schon in „Die Bestimmung – The Divergent“ mit ihrer Fähigkeit aufgefallen, arg kalkulierte Momente und Sätze lebendig zu interpretieren. Nun darf man sie als echte Rivalin für Jennifer Lawrence sehen.

Auch Shailene Woodley aber kann nicht jede Szene retten. Wenn Hazel und Augustus auf einer Reise nach Amsterdam ausgerechnet im Anne-Frank-Haus eine Schlüsselszene erleben, ist das zu viel verrutschte Symbolik. Aber beim dramatischen Ende fasst der Film wieder halbwegs Tritt: Er erzählt jungen Menschen vom Tod, ohne den Tod auch nur mit dem Anhauch von Goth-Kitsch zu feiern.

Das Schicksal ist ein mieser Verräter. USA 2014. Regie: Josh Boone. Mit Shailene Woodley, Ansel Elgort. 125 Minuten. Ab 6 Jahren.