In ihrem dritten Kinofall bekommen es die dänischen Kommissare Mørck und Assad mit einer Sekte zu tun. Der Zufall muss als Türöffner fungieren.

Stuttgart - „Wir können heute zwei Kinder retten, weil wir einen Brief bekommen haben, der acht Jahre im Wasser lag“, konstatiert Kommissar Assad (Fares Fares). Eine hilfreiche Flaschenpost geriet in die Hände der Ermittler – unglaublich, aber solche Dinge passieren. Die billige Erklärung für derlei Vorkommnisse ist ein Gott. Ihrer Verbreitung nach zu urteilen, ist sie auch die beliebteste. Hauptkommissar Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas) hält jedoch nichts von Gott. Er ist Atheist.

 

Und überhaupt eine coole Socke: Auch in „Erlösung“, der dritten Filmadaption aus der Bestsellerreihe des dänischen Romanautors Jussi Adler-Olsen, hält Kaas als schroffes, misanthropisches Kriminalistikgenie den Zuschauer bei Laune – dem düsteren Setting zum Trotz, denn der norwegische Regisseur Hans Petter Moland („Ein Mann von Welt“) inszeniert, wie zwei Kinder verschwinden. Er hat von seinem dänischen Kollegen Mikkel Nørgaard übernommen, der die beiden Vorgänger drehte.

Wie man nie zu Schweinebraten kommt

Das verbrechensbekämpfende Duo bekommt es mit provinziellen Sektenanhängern zu tun, die lieber auf Gott denn die Polizei hoffen. Kaas und Fares ergänzen sich als desillusionierter Skeptiker und gläubiger Moslem: „Mit dieser Einstellung kommst du nie in den Genuss eines Schweinebratens“, raunt der eine dem anderen im Auto zu. Trockener Humor gegen das Grauen.

Der unwahrscheinliche Zufall zu Beginn fungiert dabei als narrativer Türöffner: Nach und nach sammeln sich menschliche Perspektiven aufs Schicksal – Fatalisten, Fanatiker und die zahlreichen Unentschlossenen dazwischen. Ebenso stellt Moland heraus, wie in sich widersprüchliche Religionsmacht die Psyche zermürbt. Wirklich knüppelhart kommt es allerdings erst am Ende. Das alles ist handwerklich ordentlich, doch leider eben auch recht konventionell gelöst. Im Genre Bewanderte gähnen da womöglich.

Im dunklen Hirn entstanden

Und dass Buchkenner auf fast 600 Seiten wie immer mehr über die Helden erfahren als in 112 Minuten Film – geschenkt. Während man indes bei der schriftlichen Erzählung manche Passage gar aus der Sicht des Täters erlebt, skizziert die Kinoleinwand die Motivation des von Pål Sverre Hagen verkörperten Antagonisten eher schemenhaft. Ihm hätte man auch seines starken, lediglich anfangs klischeehaft anmutenden Spiels wegen gerne etwas mehr Zeit gönnen können.

Nichtsdestotrotz gelingt mit „Erlösung“ eine weitere solide Umsetzung einer im dunklen Hirn Adler-Olsens entstandenen Geschichte. Warum ist die Welt, wie sie ist? Das frage man besser den großen Schweiger im Himmel.

Erlösung. Dänemark, Deutschland 2016. Regie Hans Petter Moland. Mit Nikolaj Lie Kaas, Fares Fares. 112 Minuten. Ab 12 Jahren.