Die meisten jungen Erwachsenen finden ihre Eltern seltsam. Simom muss mit einem Vater leben, der psychische Probleme hat. Aber dieser Film erzählt mal wieder das Märchen, wie sich damit dann doch ganz gut klarkommen lässt.

Stuttgart - Papa war wieder mal seltsam. Darum steht jetzt die Polizei vor der Tür. Im Moment des Auftritts der Staatsmacht solidarisiert sich der 23-jährige Sohn Simon (Jonas Nay) mit seinem Vater Hans (Tobias Moretti), unter dem er eigentlich viel leidet.

 

Der psychisch kranke Architekt hat Nachbarn die Satellitenschüssel vom Dach gerissen. Seine Paranoia hat ihm in „Hirngespinster“ eingegeben, er werde von boshaft platzierten Apparaturen überwacht. Moretti spielt den Wahn eindrucksvoll, aber nicht denunziatorisch, als Mischung aus Empfindsamkeit und unzugänglicher Verbohrtheit.

Psychische Auffälligkeit als Individualismus

Es gibt keine genaue Grenze zwischen kantiger Persönlichkeit und Krankheit. Darum gibt es auch keine Grenze zwischen dem bloß Belastenden und dem uneinschätzbar Gefährlichen. Hans könnte, das wird in mancher Szene klar, sich oder anderen Schaden zufügen. Der Film des Regisseurs Christian Bach, der hier mit einem eigenen Drehbuch arbeitet, hält es aber wie Simon. Im Moment des Eingreifens von außen solidarisiert er sich mit Hans und fällt auf die kinonotorische Haltung zurück, psychische Auffälligkeit sei ein verletzlicher Individualismus, der gegen den Reglementierungswahn der Mehrheit verteidigt werden muss.

Vielleicht weil er weiß, dass er auf diese Läuterung des Sohnes hinarbeitet, lässt Bach die Beziehung Simons zur neuen Freundin Verena (Hanna Plaß) eher mechanisch beginnen und scheitern. Dieser Film ist sich seiner Sache zu oft gewiss, statt die Ungewissheit zu erkunden.

Hirngespinster. Deutschland 2013. Regie: Christian Bach. Mit Tobias Moretti, Jonas Nay, Hanna Plaß. 96 Minuten.