Johnny Knoxville spielt einen unbürgerlichen Großvater, der seinen Enkel betreuen muss. Opas rüdes Gebaren findet nach dem „Borat“-Prinzip vor versteckter Kamera statt – und echte Menschen müssen reagieren.

Stuttgart - Was ist denn diesem älteren Herrn passiert? Hängt er etwa mit einem Zipfel seiner Hose am Getränkeautomaten fest? Nein, viel schmerzhafter und peinlicher: Er hängt mit dem Inhaltszipfel seiner Hose im Geräteschacht, und als er sich zu befreien sucht, wird das Vor und Zurück zum Kopulieren, das Umstehende begeistert mit dem Handy filmen.

 

Mancher wird nun schon genug haben und „Jackass: Bad Grandpa“ als weiteres Vulgärhumorangebot für Pubertierende abhaken. Das ist keine ganz unfaire Einschätzung. Die rüden Gags und Spitzhackenattacken auf den guten Geschmack folgen hier dicht an dicht. Trotzdem kann man „Jackass: Bad Grandpa“ auch einen zweiten Blick gönnen.

Der alte Herr in seinen vorgerückten Achtzigern ist in Wirklichkeit der Schauspieler und Stuntjunkie Johnny Knoxville, Jahrgang 1971, einer der Erfinder der berüchtigten TV-Serie „Jackass“. Deren Irrsinnsstunts mit Alltagsgegenständen trieben einige unvorsichtige junge Zuschauer zur in schlimmen Unfällen endenden Nachahmung. Die Serie musste darum letztlich abgesetzt werden.

Der bereits vierte Kinoableger, „Jackass: Bad Grandpa“ folgt dem Versteckte-Kamera-Prinzip des britischen Komikers Sacha Baron Cohen („Borat“). Ein Schauspieler und eine provokante Fiktion dringen in die Realität ein. Menschen, die nicht wissen, dass sie gefilmt werden, müssen auf Übergriffe des Provokateurs reagieren.

Knoxville spielt Irving Zisman, den dauergeilen Opa einer kaputten Sippschaft, der seinen kleinen Enkel Billy (der toll agierende Jackson Nicoll) quer durchs Land zum Vater bringen muss. Auf dieser Reise benimmt sich Opa schwer daneben, mal mit, mal ohne Enkel.

Wenn er Billy bei einer jener Prämierungsshows für Kinder (als Mädchen!) anmeldet, die auch im Spielfilm „Little Miss Sunshine“ karikiert wurden, zeigt dieses Versteckte-Kamera-Format seine Stärken. Es gibt ja durchaus Menschen und Milieus, die Störung verdient haben. Andere Szenen aber, und da wird der Film widerlich, stellen Empathie, Hilfsbereitschaft und Bürgersinn als verlachbare Reaktionen aus.

Wenn Irving eine Frauenleiche in sein Motelzimmer schleift oder seinen Enkel an öffentlichen Plätzen mit Bier abfüllt, dann ist nicht lustig, dass jemand zweimal hinschaut oder sich gar einmischt. Es ist begrüßenswert, und daher ist es kein schöner Gedanke, dass Menschen in ähnlichen Situationen weitergehen könnten, weil sie fürchten, von einer versteckten Kamera zum Clown gemacht zu werden. Ein Bad Grandpa, ein Schmuddelopa, der nur die Schurken und Bigotten anginge: Ja, der könnte ein echter Serienheld werden.

Jackass: Bad Grandpa. USA 2013. Mit Johnny Knoxville, Jackson Nicoll. 92 Minuten. Ab 12 Jahren.