Die Berater sind los! In Johannes Nabers Film können wir drei Smarties dabei zusehen, wie sie Jobs wegrationalisieren und die eigene Karriere vorantreiben. Weil das als Kammerspiel angelegt ist, begreifen wir früh: auch diese Typen sitzen in der Falle. Fragt sich nur, wann sie das merken und wie sie reagieren werden.

Geld allein macht nicht glücklich. Man will ja auch noch gemocht werden. Also schmollen die Unternehmensberater, die in Johannes Nabers Satire „Zeit der Kannibalen“ alltäglich mit ein paar smarten Sätzen und garantiert empathiefreien Powerpoint-Folien Hunderte Arbeitsplätze vernichten, abends in der Hotelbar herum: „Niemand hat mehr Spaß am Kapitalismus. Außer den Chinesen.“

 

Das ist allerdings schon die tiefste Einsicht in die Problematik ihres Tuns, die sie sich gestatten. Schließlich müssen die drei von Katharina Schüttler, Devid Striesow und Sebastian Blomberg gruselig überzeugend gespielten Söldner der Profitmaximierung nicht nur im Eiltempo Bilanzen analysieren, sondern auch noch miteinander konkurrieren: Wer pokert gerissener, verhandelt härter, hat die besseren Beziehungen zur Zentrale? Obendrein rivalisieren die beiden Kerle auch noch um die Frau. Der Sinn des Lebens nach ihrer Lesart ist schließlich der ewige Kampf um alles, was ein anderer bekommen könnte.

Abgenabelt vom Leben

Naber („Der Albaner“) inszeniert das als Kammerspiel in wenigen Räumen, nicht, weil er keinen Sinn für Schauplätze hätte, sondern weil er uns die Abnabelung dieser Berater vom wirklichen Leben augenfällig machen will. Die Künstlichkeit des Hotelkomforts ist der vierte Hauptdarsteller von „Zeit der Kannibalen“, das herrische Beschimpfen des Hotelpersonals ein Fenster in die Seele der Anzugträger. Die kennen nur noch Gewinner und Leibeigene.

Naber schildert dieses Gefühl der Erhabenheit und Unberührbarkeit nicht nur, er rückt ihm zu Leibe. Während das Trio am nächsten großen Deal arbeitet, eskalieren draußen vor der Hoteltür die gesellschaftlichen Probleme. Mit bitterbösem Humor träumt Naber vom Eingeholtwerden der Kaltschnäuzigen durch die heiße Wut. Das ist gegen Ende zwar nichts für Zartbesaitete, aber das ist die Realität ja auch nicht.

Zeit der Kannibalen. Deutschland 2014. Regie: Johannes Naber. Mit Katharina Schüttler, Devid Striesow, Sebastian Blomberg. 97 Minuten. Ab 12 Jahren.