Ein zu zwei Jahren Straflager verurteilter Vater, dessen Tochter im Schulunterricht ein Anti-Kriegs-Bild gemalt hat, wird auf seiner Flucht in Belarus festgenommen. Alles deutet auf eine Auslieferung des Mannes zurück nach Russland hin.

Ein zu zwei Jahren Straflager verurteilter Vater, dessen Tochter ein Anti-Kriegs-Bild gemalt hat, ist auf seiner Flucht festgenommen worden. Der Mann sei in der Ex-Sowjetrepublik Belarus „auf Ersuchen der russischen Polizei“ verhaftet worden, teilte das Innenministerium in Minsk am Donnerstag dem Portal RBK zufolge mit. Der Mann war am Mittwoch von einem russischen Gericht zu zwei Jahren Straflager verurteilt worden. Belarus dürfte als Russlands engster Verbündeter – beide Länder bilden einen Unionsstaat – den Mann ausliefern.

 

Offiziell drehen sich die Vorwürfe gegen den Mann um kritische Einträge in den sozialen Netzwerken. Laut Staatsanwalt hatte er dort die in der Ukraine kämpfenden russischen Truppen „wiederholt diskreditiert“. Der Angeklagte bestritt die Vorwürfe und floh vor der Urteilsverkündung aus dem Hausarrest.

Wagner-Chef zeigt Solidarität mit Vater

Für den alleinerziehenden Vater gibt es eine Welle der Solidarität in Russland. Sogar der Chef der Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hatte gefordert, die derzeit im Heim untergebrachte Tochter und den Vater in Ruhe zu lassen. Es gebe durch die vielen russischen Kriegstoten in der Ukraine schon so viele Kinder, die ohne Vater aufwachsen müssten. Kremlsprecher Dmitri Peskow stellte dagegen die erzieherischen Fähigkeiten des Mannes öffentlich infrage. Medien hingegen veröffentlichten einen Brief des Mädchens, das dem Vater Liebe bekundete und auf ein baldiges Zusammensein hoffte.

Den Fall ins Rollen gebracht hatte eine Zeichnung der Tochter im Schulunterricht. Als die Lehrerin die Kinder aufforderte, Bilder zur Unterstützung der russischen Streitkräfte in der Ukraine zu malen, zeichnete die damals Zwölfjährige eine russische und ukrainische Flagge, die sie mit den Slogans „Nein zum Krieg“ und „Ruhm der Ukraine“ versah. Die Schule alarmierte daraufhin die Polizei. Einen Tag später wurde der Vater auf die Polizeistation gebracht und eine Geldstrafe gegen ihn verhängt. Als im Winter auch kriegskritische Kommentare seiner Tochter im Internet auftauchten, durchsuchten die Behörden seine Wohnung und leiteten das Strafverfahren gegen ihn ein.