Max Verstappen gewinnt das erste Formel-1-Saisonrennen in Bahrain souverän. Sein Vater schießt scharf gegen Red-Bull-Teamchef Christian Horner.

So viel geküsst wurde noch selten in der Boxengasse der Formel 1, so viel gestritten wohl auch selten. Völlig unbeeindruckt von allen Querelen zeigte sich nur Max Verstappen. Der Formel-1-Weltmeister machte am Samstag einfach da weiter, wo er aufgehört hatte in seiner Rekordsaison: Er fuhr allem Ärger auf und davon, rein in die Wüstennacht von Sakhir. Was für Gegensätze, hier die One-Max-Show, dort der Ärger um den Red-Bull-Teamchef Christian Horner.

 

Wann wird es langweilig?

Sollten die 57 Runden beim Großen Preis von Bahrain repräsentativ sein für die längste Saison der Formel-1-Geschichte, dann ist die Frage beantwortet, von welchem Zeitpunkt an es langweilig werden könnte: ab jetzt. Max Verstappen hatte mit seinem runderneuerten Red-Bull-Rennwagen am Samstagabend 22,4 Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkollegen Sergio Perez. Was für eine Demütigung der so hoffnungsvollen Konkurrenz, die noch viel weiter hinterherfuhr. Nach einer unerwartet knappen Qualifikation war es die befürchtete neuerliche Machtdemonstration des dreifachen Weltmeisters. Der Pilot seines Privatjets kann sich getrost schon mal mit der Route nach Kigali vertraut machen, in Ruanda werden Mitte Dezember die WM-Pokale verliehen.

Daher war es nicht nur der ungewohnt kühle Wüstenwind, der die Konkurrenz erschaudern ließ. Das Auftaktrennen zeigte, dass der 26-Jährige weiterhin eiskalt zur Sache geht. Wenn er sagt, dass sein Arbeitstag ein Genuss gewesen sei, darf das durchaus als Drohung verstanden werden: da kommt noch mehr als dieser eindrucksvolle Start-Ziel-Sieg. Entsprechend gelöst zeigte sich Verstappen nach dem der 55. Grand-Prix-Erfolg seiner Karriere: „Es hätte besser nicht sein können. Ich war eins mit meinem Auto.“

Charles Leclerc im Ferrari konnte nur 300 Meter mithalten, er wurde gequält von Bremsproblemen und reihte sich am Ende als Vierter hinter seinem Kollegen Carlos Sainz jr. ein. Mercedes erlebte mit einem fünften Rang von George Russell und einem siebten von Lewis Hamilton ein bitteres Déjà-vu. Teamchef Toto Wolff gab schonungslos zu: „Max fährt nicht in seiner eigenen Liga, sondern in einer eigenen Galaxie.“

Perfekter Start

Der perfekte Red-Bull-Start, wenn da nicht die weiterhin schwelende Affäre um Horner selbst nicht wäre. Weder der Freispruch durch die ermittelnde Kanzlei nach den Anschuldigungen seiner persönlichen Assistentin wegen unangemessenen Verhaltens noch der demonstrative, händchenhaltende und küsschengebende Auftritt mit seiner prominenten Gattin Geri Halliwell im Fahrerlager konnte die Unruhe im Umfeld des Champion-Teams abschwächen. Kaum schienen durch die Überlegenheit seiner Fahrer alle Zweifel weggewischt, dass die Machtkämpfe hinter den Kulissen die Rennmannschaft negativ beeinträchtigt, gingen die Intrigenspielchen in die nächste Runde.

Gegenüber der „Daily Mail“ sagte Rennfahrervater Jos Verstappen, dass der Rennstall explodieren werde, solange Horner im Amt bleibe. Damit hat sich erstmals jemand aus dem engeren Kreis aus der Deckung gewagt, und bestätigt, dass es hinter den Kulissen gewaltig rumoren muss. Verstappen senior dementierte zugleich, dass er hinter durchgesteckten Informationen und anonymen E-Mails mit angeblichen Screenshots von brisanten Chatprotokollen steckt. „Aber solange er in seiner Position bleibt, wird es zu Spannungen kommen“, sagt der ehemaligen Formel-1-Pilot, „er spielt das Opfer, dabei ist er derjenige, der die Probleme verursacht.“ Freiwillig, so Horner, werde er seinen Posten aber auf keinen Fall räumen.