Die Witwe des Hollywoodschauspielers Steve McQueen zeigt in ihrer Fotoausstellung in Hamburg den Filmstar in ganz privaten Momenten – als Motorradliebhaber und Oldtimersammler, am Kaminfeuer und mit seinen Tieren.

Hamburg - Er war der coole Typ mit den stahlblauen Augen und dem durchdringenden Blick. Nein, nicht Paul Newman, der andere: Steve Mc Queen, berühmt geworden als knallharter Cop „Bullitt“, als unbeugsamer Gefangene „Papillon“, als tollkühner Rennfahrer von „Le Mans“ und Revolverheld in „Die glorreichen Sieben“. Viel zu früh, mit fünfzig, starb der Filmstar 1980 an Krebs. Seine Frau Barbara hat „The last Mile“ in sehr persönlichen Aufnahmen festgehalten, 2007 als Buch veröffentlicht und 2012 neu aufgelegt. Eine Auswahl von 35 Fotografien zeigt nun das Hamburger Prototyp-Museum erstmals in Europa.

 

Fast 25 Jahre habe sie die Idee zu diesem Buch mit sich herumgetragen, sagt Barbara McQueen. Doch erst als sie selbst 50 Jahre wurde, hätte sie sich getraut, die Fotoschachtel, die so lange im Schrank versteckt lag, hervorzuholen und zu sichten. Immer noch schmerzt es sie, die Bilder zu betrachten, die von dem kurzen Glück zeugen, das Steve und ihr vergönnt waren. Dreieinhalb Jahre dauerte die Liebesgeschichte zwischen der jungen Schönheit und der Leinwandlegende. Als sie am 16. Januar 1980 heirateten, war Steve bereits schwer krank. Zehn Monate später war Barbara Witwe – mit 27 Jahren.

Mit einem Trick lernte er Barbara kennen

Eines ihrer letzten Bilder zeigen den Schauspieler im Profil: einen alten Mann mit Bart und Holzfällerhemd, der in einem Korbstuhl in der Sonne Zeitung liest. Neben sich ein kleiner Ofen, aus dem die Flammen lodern. Ein friedliche, respektvolles, fast schon entrücktes Bild. McQueen wollte in seinen letzten Wochen nur noch seine Ruhe haben – und seine Frau hütete sich, ihn zu belästigen. Vielleicht hat er das Foto noch nicht einmal bemerkt.

Mehr als die Hälfte der Aufnahmen zeigen den Schauspieler mit diesem wilden, immer etwas ungepflegt wirkenden Bart. So sah es also aus, das private Gesicht von Steve McQueen. Wenn der Schauspieler sein markantes Konterfei nicht gerade in die Filmkamera halten musste, ließ er Haare und Bart wachsen, um unerkannt durch die Staaten reisen zu können. So sah er auch aus, als ihn Barbara am 4. Juli 1977 kennengelernte. Die Farmertochter aus Oregon war zu diesem Zeitpunkt auf dem Gipfel ihrer Modelkarriere, schmückte die Titelseiten von „Cosmopolitan“ und „Harper’s Bazaar“. Als ihre Agentin anrief und sagte, McQueen habe eine Anzeige mit ihr gesehen und wolle, dass sie für eine Rolle in seinem neuen Film vorspreche, verwechselte sie ihn prompt mit Paul Newman, McQueens Gegenspieler in dem Actionfilm. Dabei hatte sie sich schon als Fünfjährige in Steve verknallt, oder besser gesagt, in den jugendlichen Helden aus der TV-Serie „Wanted – dead or alive“, der so wahnsinnig schnell den Colt ziehen konnte.

Sie wusste sofort: den würde sie heiraten

Der Mann, dem sie dann etwa 20 Jahre später begegnete, hatte mit dem „King of Cool“ nichts mehr gemein: „Steve sah eher aus wie ein heruntergekommener Hippie vom Strand als ein internationaler Filmstar“, erinnert sie sich. Dennoch war ihr nach dem ersten Treffen klar: „Ich werde diesen Mann heiraten.“ Ähnliches muss auch McQueen im Sinn gehabt haben, zumindest hatte er sich bereits in ihr Bild verliebt, die besagte Rolle gab es nämlich gar nicht: „Steve hatte alles nur inszeniert, um mich kennenzulernen.“

Drei Monate später fragte er, ob sie mit ihm in Kalifornien leben wolle und holte sie mit Sack und Pack aus Idaho ab. Barbaras Eltern waren darüber wenig begeistert. Sie glaubten nicht an die ernsten Absichten des Filmstars, der bereits zwei Ehen hinter sich hatte und locker als ihr Vater durchging. Es ist rührend, wie Barbara McQueen den Besuch ihrer Eltern schildert und das ernste Gespräch, das Papa Minty mit Steve McQueen unter vier Augen führte. Die beiden verschwanden im Busch und kamen in bestem Einvernehmen wieder zurück. Steve hatte versichert, seine junge Freundin in jedem Fall heiraten zu wollen.

Er war großherzig, unprätentiös und überaus gelassen

Barbara Minty wurde nicht nur seine letzte Liebe, sie wurde auch seine sehr persönliche Biografin und Dokumentarin. Gleich zu Anfang ihrer Beziehung, so schreibt sie in ihrem Bildband, habe sie gefordert, ihn immer und überall fotografieren zu dürfen. Und so war sie bis zu seinem Tod auch die Fotografin an seiner Seite. Hunderte von Aufnahmen sind entstanden, darunter eindringliche Porträts. Eines der schönsten zeigt ein von Wind und Wetter gegerbtes Gesicht, einen alten Haudegen, wie aus Hemingways Novelle „Der alte Mann und das Meer“. Die meisten Fotos jedoch sind Schnappschüsse und wollen auch gar nichts anderes sein: Steve mit Sonnenbrille und Cordjackett in den Rocky Mountains, mit Cowboyhut auf seinem Ford-Pick-up-Oldtimer, Steve auf seinem Indian-Motorrad, Steve mit Hund, Steve mit Kalb, Steve mit Kaffeebecher am Morgen.

„Ich wollte nicht sein Sterben, sondern sein Leben dokumentieren“, sagt Barbara McQueen. Das ist ihr gelungen. Gemeinsam mit ihren Anekdoten zeichnen diese Aufnahmen das Bild eines großherzigen, unprätentiösen und überaus gelassenen Menschen, der Normalität schätze und Hollywoodrummel verabscheute. Eines Menschen, der leidenschaftlich Antiquitäten sammelte und ebenso leidenschaftlich an seinen alten Autos oder Flugzeugen herumschraubte, der aber nicht den geringsten Wert auf Äußeres legte und sich wie ein alter Trucker kleidete. Die Liebe zu Tieren und zur Natur, das war etwas, was das Paar wohl am stärksten verband.

Man kann davon ausgehen, dass Barbara McQueen ihre Erinnerungen durch die rosarote Brille geschrieben hat. Sie hat Steve McQueen vergöttert. Er war ihre große Liebe. Doch ihre Bilder zeigen keinen Mythos, sondern einen ganz normalen Mann.

die Filmlegende und das Fotomodel

1930 in Indianapolis geboren, erlangte Steve McQueen in den Sechzigern und Siebzigern weltweit Ruhm durch seine Rollen in Western wie „Die glorreichen Sieben“ oder Actionfilmen wie „Bullitt“. Er galt als einer der bestbezahlten Hollywoodschauspieler seiner Zeit. 1980 starb er an Krebs.

Barbara McQueen
, seine dritte Ehefrau, seine Biografin und Fotografin, ist heute 59 Jahre alt. Sie lebt bis heute auf der gemeinsamen Ranch in Idaho.

Die Ausstellung „Steve McQueen – The last Mile“ dauert bis zum 30. Dezember. Mehr Informationen bei Prototyp Hamburg. Die Neuauflage des Bildbands „Steve McQueen – The last Mile . . . revisited“ ist bei Dalton Watson erschienen und kostet 45 Euro.