Ein Freundeskreis unterstützt das Trio Parnassus bei der Organisation von Konzerten. Aus den 7 Gründungsmitgliedern sind mit der Zeit etwa 50 Männer und Frauen geworden.

Sonnenberg - Von der Saalmiete über den Kartenverkauf bis zum obligatorischen Blumenstrauß für die Künstler am Schluss: Bei der Organisation eines Konzertes gibt es eine Menge von Details zu beachten. In der Regel sind es professionelle Konzertagenturen, die diese Arbeit machen, doch im Fall des Trios Parnassus gibt es zusätzlich einen Freundeskreis, der dreimal im Jahr als Veranstalter im Hintergrund wirkt und Auftritte der drei Musiker im Raum Stuttgart möglich macht.

 

Walter Fuhrmann, der Gründer und Vorsitzende des Freundeskreises, und seine Frau Elke haben gerade wieder eines dieser Konzerte über die Bühne gebracht und freuen sich, dass alles geklappt hat – trotz verloren gegangener Konzertkleidung und erkälteter Musiker. „Es war ein besonders schöner Abend“, sagt Walter Fuhrmann.

Von sieben Gründungsmitglieder zu heute etwa 50

Das Trio Parnassus besteht seit 1982, doch von den Gründungsmitgliedern ist nur noch der Cellist Michael Groß mit von der Partie. Benannt ist das Trio nach dem Berg Parnass, der in der griechischen Mythologie dem Gott Apollon geweiht ist und als die Heimat der Musen gilt, der Schutzgöttinnen der Künste. Neben dem Cellisten Michael Groß sind die Geigerin Yamei Yu und der Pianist Henri Sigfridsson Ensemblemitglieder.

Der Freundeskreis Trio Parnassus, ein eingetragener Verein, begann vor elf Jahren mit sieben Gründungsmitgliedern. Heute sind es etwa 50 Männer und Frauen, die dazu beitragen wollen, das Kulturleben der Region zu bereichern. Und wie kam es zur Gründung des Freundeskreises? „Ich bin so ein bisschen ein Vereinsmeier“, gesteht Walter Fuhrmann, ein pensionierter Internist, der in Sonnenberg lebt. Als Präsident eines Lions-Clubs habe er im Jahr 2001 das erste Konzert mit dem Trio im Marmorsaal des Weißenburgparks organisiert. Anschließend habe der Cellist Michael Groß ihn gefragt, ob er den Freundeskreis ins Leben rufen wolle, da er doch sehr viele Leute kenne.

Die Mitglieder zahlen einen Jahresbeitrag (30 Euro für Einzelpersonen, 50 Euro für Paare), um die Organisation der Konzerte zu ermöglichen, doch Preisnachlass beim Eintrittspreis gibt es deshalb nicht. „Das sind alles musikbegeisterte Menschen“, sagt Elke Fuhrmann, und auch im Fuhrmann‘ schen Haushalt spielt die Musik eine große Rolle: Der Hausherr sitzt gelegentlich an dem weißen Flügel im Wohnzimmer, seine Frau spielt Querflöte, die Tochter singt und der Sohn ist Hobby-Schlagzeuger.

„Kammermusik ist ein hartes Brot“

„Aber Kammermusik ist ein hartes Brot“, sagt Walter Fuhrmann. Die Zahl der Interessenten sei eher begrenzt. „Wir gehen auch gerne in die Oper oder ins Sinfoniekonzert“, meint der Vorsitzende des Freundeskreises, „aber mit der Zeit haben wir festgestellt, dass die Reduzierung auf drei oder manchmal auch vier Stimmen die durchsichtigste Art der Komposition ist.“ Was anderen fast langweilig erscheint, gilt ihm als die höchste Form der Musik. Zumal das Trio Parnassus nicht nur die bekannte Trioliteratur rauf und runter spielt, sondern oft auch wenig gehörte Stücke wie etwa von Charles Widor neu auflegt oder Neues von Komponisten wie Arvo Pärt ins Programm aufnimmt.

Im Jahr 2001 erhielten die Musiker für die vollständige Einspielung der Klaviertrios von Robert Schumann den „Echo Klassik“ der Deutschen Phono-Akademie, 2008 erneut für die Interpretation von zwei Werken von Erich Wolfgang Korngold. Für die Programmauswahl ist meist Michael Groß zuständig; die Mitglieder des Freundeskreises haben darauf keinen Einfluss und äußern auch keine Wünsche. Groß ist im Hauptberuf Solocellist der Stuttgarter Oper.

Doch die beiden anderen Mitglieder haben für die Auftritte im Stuttgarter Raum eine weitere Anreise zu absolvieren: Yamei Yu, gebürtige Chinesin, ist Professorin an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf, und seit Anfang des Jahres ist der Pianist Henri Sigfridsson, ein gebürtiger Finne, dabei, der eine Professur an der Folkwang-Hochschule in Essen mit der Leitung eines internationalen Musikfestivals in Finnland kombiniert. Seinen Einstand gab er, als das Trio Milko Kelemens „Erinnerungen an Tristan“ anlässlich des 130. Todestages von Richard Wagner uraufführte. Dieses Konzert wurde mit Hilfe des Freundeskreises im Marmorsaal des Hohenheimer Schlosses wiederholt. „Ein Bonbon“, sagt Walter Fuhrmann.

Ärger mit der Gema

In Stuttgart sind es drei Aufführungsorte: neben dem Hohenheimer Schloss sind das der Marmorsaal im Weißenburgpark und der Konzertsaal im Augustinum Killesberg. In Zusammenarbeit mit der Konzertagentur des Trios Parnassus werden die Plakate erstellt. Doch den Saalschmuck, den Kartenverkauf, den anschließenden Sektempfang – all das organisieren die Mitglieder des Freundeskreises. „Das Trio legt auch Wert darauf, dass der Flügel zum Konzert gestimmt wird“, berichtet Walter Fuhrmann, der dafür sorgen muss, dass die Klavierstimmerin rechtzeitig zur Stelle ist.

Besonders viel Ärger bereitet dem Vorsitzenden die Gema, die bei jedem Konzert mit einberechnet werden muss. „Sechs Minuten des Komponisten Arvo Pärt kosten uns 330 Euro“, beschwert sich Fuhrmann. „Das sprengt natürlich unsere Kassenmöglichkeiten.“ Nicht zuletzt deshalb ist das Ehepaar Fuhrmann immer auf der Suche nach neuen Interessenten. „Es lohnt sich, Mitglied zu werden, um die Musiker zu unterstützen“, lobt Elke Fuhrmann die familiäre Atmosphäre der Veranstaltungen. „Durch den Freundeskreis ist das eine ganz andere Konzerterfahrung.“