Das Stuttgarter Frühlingsfest startet am Samstag mit dem Fassanstich – und das Bier wird teuer. Das Interesse an dem Fest ist trotzdem gigantisch, berichten die Wirte.

Der Frühling zeigt sich bisher nur ganz zart. Wann er tatsächlich kommt und uns auf Dauer wärmt, bleibt abzuwarten. Ganz sicher aber kommt das Frühlingsfest. Vom Samstag, 20. April, bis zum Sonntag, 12. Mai, wird auf dem Cannstatter Wasen gefeiert. Auch wenn die Wirte das nicht gerne hören, weil sie sagen, das Fest habe längst mehr zu bieten als nur Servus und Prosit, so dient der Bierpreis nach wie vor als Leitwährung. Kostete die Maß Bier beim Frühlingsfest im Vorjahr bis zu 13,20 Euro und beim Volksfest bis zu 14,20 Euro, muss der Gast beim Frühlingsfest 2024 bis zu 13,80 Euro ausgeben für einen Liter Bier.

 

Die Mehrwertsteuer wird zum Problem für die Wirte

Bei Marcel Benz im Hofbräu-Zelt wird die Maß 13,80 Euro kosten. Das sind 20 Cent mehr als beim Volksfest und 60 Cent mehr als beim Frühlingsfest vor einem Jahr. „Eigentlich hätten wir mehr verlangen müssen“, sagt Benz. Nicht nur, weil die Kosten stetig steigen würden, auch, weil man die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen von 7 auf 19 Prozent nicht eins zu eins weitergegeben habe. Zudem hat Benz viel Geld in die Hand genommen und investiert. Die Bühne wird in der Mitte des Zelts stehen, die Band also von allen Seiten zu sehen sein. Das bedeutet für die Musiker mehr Bewegung, damit man nicht nur ihre Rücken sieht, aber auch mehr Einsichten. Zudem gibt es einen Stehplatzbereich für einige hundert Menschen vor der Bühne.

Auch Karl Maier vom Göckelesmaier investiert wieder in sein Zelt. „Eine Loge und die Pilsbar bauen wir komplett neu“, sagt er, das Angebot müsse stimmen, damit die Nachfrage stimmt. Zum Angebot gehören heutzutage zwingend ein schmuckes Zelt, viele Logen und Nischen, Musik, allerlei Getränke und Speisen, weit mehr als nur das traditionelle Göckele. „Wir verlangen keinen Eintritt“, sagt Maier, „unser Geld verdienen wir über den Verzehr von Speisen und Getränken.“ Und wenn die Kosten steigen für Security, Energie, Handwerker, Rohstoffe, die höhere Mehrwertsteuer für Speisen noch dazukomme, dann müsse man leider die Preise erhöhen. „Wir versuchen, das angemessen zu tun“, sagt Maier, „den Leuten geht es ja wie uns, sie merken, alles wird teurer, und wir haben natürlich unsere Kosten, doch wir wollen auch einen schönen Abend bieten, an dessen Ende die Gäste sagen: das war seinen Preis wert!“

Überraschend hohe Nachfrage schon im Vorfeld

Beim Wasenwirt Fritz Weeber zahlt man beim Frühlingsfest 13,60 Euro. Sie haben bereits im Herbst beim Volksfest viel Geld für ihre Empore ausgegeben. Da werde nun optimiert und gefeilt. Auch er betont wie der Kollege Maier, dass man sehr zurückhaltend kalkuliert habe, wenngleich man eigentlich mehr hätte verlangen müssen angesichts der Teuerung auf allen Ebenen.

Ob die Gastgeber nun dafür belohnt werden – oder ob der Bierpreis die Kunden gar nicht so interessiert? In jedem Fall sind die Wochenenden in allen Zelten nahezu ausgebucht. Fritz Weeber war überrascht, wie schnell das ging, kaum habe man die Plätze freigeschaltet, waren sie weg. „Damit hätte ich nicht gerechnet“, sagt er, „die Zeiten sind ja nicht einfach, das hätte auch in die andere Richtung gehen können.“ Auch Maier war sich nicht sicher, wie angesichts der schwierigen Gemengelage die Gäste reagieren. Mit Rückzug ins Private? Offenbar nicht, „das Miteinander scheint wichtig zu sein, mal für einige Stunden Freude zu erleben und Spaß zu haben.“