Der Ex-Profi und frühere Sport-Vorstand des VfB lobt die Arbeit in seinem ehemaligen Verein. Die Fan-Proteste in der Bundesliga sieht er hingegen kritisch.

Rückkehr an den Neckar: Der Ex-Profi und frühere Sport-Vorstand Fredi Bobic war am Sonntag als TV-Experte in der MHP-Arena im Einsatz – und zeigte sich begeistert von der Entwicklung seines ehemaligen Vereins. „Die Reise des VfB ist Wahnsinn“, meinte Bobic, „Trainer Sebastian Hoeneß hat seine Spielphilosophie und Mentalität auf die Mannschaft übertragen. Gemeinsam mit Bayer Leverkusen macht der VfB in der Bundesliga ganz klar am meisten Spaß. Was jetzt noch kommt, ist alles Bonus.“

 

Warum er von der Spielweise des Tabellendritten so angetan ist, erklärte Bobic anschließend noch etwas genauer. „Die Spieler strotzen vor Selbstbewusstsein, jeder weiß, was er zu tun hat“, sagte Bobic, „alle sind die ganze Zeit in Bewegung, der Blick geht immer nach vorne. Das macht den VfB gerade aus!“

„90 Prozent der Zuschauer kommen, um das Spiel zu sehen. Nicht, um zu protestieren“

Ganz und gar nicht begeistert ist Bobic hingegen von Fan-Protesten in der Bundesliga, die Verhältnismäßigkeit sei nicht mehr gegeben. „Wenn wir immer kurz vorm Abbruch stehen, wird es irgendwann nervig, wird es schwierig für die Spieler. Am Ende geht es um das Spiel. Die Zuschauer kommen in das Stadion, um das Spiel zu sehen. 90 Prozent der Zuschauer kommen in das Stadion nur, um das Spiel zu sehen. Nicht, um zu protestieren“, sagte Bobic in seiner Rolle als Dazn-Experte am Sonntag.

Auch in Stuttgart gab wieder Proteste. Nach acht Minuten flogen die ersten Tennisbälle, woraufhin das Spiel unterbrochen wurde. Dazu gab es mehrere Banner. Unter anderem war zu lesen: „Wollt Ihr uns verarschen? Offene Abstimmung jetzt!“ Im Mainzer Fan-Block stand geschrieben: „Investoren sind wie Aschermittwoch das ganze Jahr.“ Schiedsrichter Deniz Aytekin holte die Mannschaften kurz vom Platz, ehe es wieder weiterging.

Protestieren könne man immer, dafür sei ein Stadion auch da. „Es muss halt immer im Rahmen bleiben“, so Bobic. In vielen Stadien protestieren seit mehreren Wochen einige Fangruppen gegen den Einstieg eines Investors bei der DFL, die sich derzeit mit Angeboten der Unternehmen Blackstone und CVC befasst. Der Investor soll für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen eine Milliarde Euro zahlen. „Man muss die Kommunikation untereinander suchen. Das wurde abgelehnt, was ich falsch finde. Nur über Proteste und Fast-Abbrüche, das hilft dem Fußball nicht“, ergänzte Bobic.

Stuttgarts Vorstandschef Alexander Wehrle sieht nun die DFL am Zug. „Ich glaube, dass wir mit den DFL-Präsidiumsmitgliedern Leute haben, die sich jetzt Gedanken machen werden, wie wir wieder ein bisschen Ruhe reinbekommen. Mein Vertrauen haben sie auf jeden Fall. Ich bin mir auch sicher, dass sie das hinbekommen.“