Klaus Allofs, Manager des Bundesligisten VfL Wolfsburg, plaudert in Leonberg aus dem Nähkästchen – und den Sieg seiner Mannschaft beim VfB Stuttgart sagt er auch gleich noch voraus.

Leonberg - Mit seinem Tipp lag Klaus Allofs fast richtig, als er nach dem Ausgang der Partie zwischen dem VfB Stuttgart und seinen Mannen aus Wolfsburg gefragt wurde. Das 0:2 kam wie aus der Pistole geschossen und wurde, wie auch die Weigerung, nur die ersten 75 Minuten mitzuspielen, um somit nicht die Anfälligkeit der Schwaben in der Schlussphase auszunutzen, prompt mit einem kollektiven Raunen quittiert. Doch mit dem Bundesliga-Spiel wollte sich der Manager, der am Freitagabend einer Einladung in das Autohaus Weeber gefolgt war, nicht lange aufhalten. Viel lieber plauderte der gebürtige Düsseldorfer über die Mannschaft aus der Autostadt, seinen sportlichen Werdegang sowie die Chancen der DFB-Elf bei der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien.

 

Mittelfristig unter die besten vier der Bundesliga

Mittelfristig unter die besten vier

Den Abstecher zum VW-Händler nach Leonberg nutzte Allofs vor allem für eine Charme-Offensive. Denn laut dem Fußballfunktionär wird das Engagement des Hauptsponsors in der Berichterstattung nicht selten ins falsche Licht gerückt. „In einer Stadt mit 130 000 Einwohnern, wovon die Hälfte in der Autobranche beschäftigt ist, prägt VW nun einmal die Atmosphäre“, sagte er, „aber das Sportliche ist das Sportliche, und wir werden in Ruhe gelassen.“ Mittelfristig wolle man zu den besten vier Teams in der Bundesliga gehören. „Es ist kein Geheimnis, dass wir viel Geld in das Team investieren“, so Allofs. „Doch die mannschaftliche Geschlossenheit ist ein hohes Gut, unsere Spieler sind nicht nur des Geldes wegen bei uns.“

Den Wechsel vor zwei Jahren in die Autostadt habe er nie bereut, sagte der 57-Jährige, der zuvor 13 Jahre lang die Geschicke bei Werder Bremen lenkte. „Es war an der Zeit, dass sich in Bremen etwas verändert, und da war es sinnvoll, dass derjenige, der an der Spitze steht, diesen Schritt macht“, erklärte Allofs, für den eine angebliche Verpflichtung des damaligen Werder-Trainers Thomas Schaaf aber nie zur Debatte stand. „Da hätte ich endgültig ein Einreiseverbot nach Bremen bekommen“, sagte Allofs.

Seine Laufbahn begann Allofs 1975 bei Fortuna Düsseldorf. Er wechselte sechs Jahre später für die Rekordsumme von 2,25 Millionen Mark zum Erzrivalen nach Köln. „Dass der FC die hohe Ablösesumme für mich bezahlt, hätte ich nie gedacht“, erinnerte er sich und fügte mit Blick auf die erbosten Fortuna-Fans grinsend hinzu: „Eigentlich habe ich mich als Botschafter Düsseldorfs gesehen.“ Nach der Zeit am Rhein verschlug es Allofs nach Frankreich. Dort ging er für Olympique Marseille und Girondins Bordeaux auf Torejagd.

Mit Otto Rehhagel auf Titeljagd

„An der Atlantikküste wäre ich gerne länger geblieben, doch Bordeaux steckte in finanziellen Schwierigkeiten und meldete ein halbes Jahr nach meinem Weggang Konkurs an“, berichtete Allofs, der schließlich von seinem alten Weggefährten Otto Rehhagel nach Bremen gelotst wurde. „Er wollte mir schmeicheln und sagte, mit dir wollen wir Titel holen“, so der Bundesliga-Manager. Die Parole habe er, ähnlich wie wohl auch der Trainer selbst, zwar nicht für bare Münze genommen, doch am Ende standen unter anderem eine deutsche Meisterschaft sowie der Pokal der Pokalsieger zu Buche.

Brasilien ist der große WM-Favorit

Einen Titel traut der 57-Jährige auch der DFB-Elf bei der Weltmeisterschaft in Brasilien zu. „Der große Favorit ist für mich Gastgeber Brasilien, aber wir haben auch die Qualität, Erster zu werden“, so Allofs, der bei der WM 1986 in Mexiko auf dem Platz stand. „Damals gab es viele Reibungspunkte innerhalb der Mannschaft, doch wichtig ist, dass die Reibung, die eben im Laufe eines mehrwöchigen Turniers entsteht, am Ende positiv genutzt wird.“

Dass sein VfL Wolfsburg am Samstagnachmittag wie vorhergesagt drei Punkte aus Stuttgart entführte, das wird der eine oder andere Rote dem sympathischen Fußballfunktionär aus dem Norden, der die Einstellung von Huub Stevens als eine „richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt“ bezeichnete und den Schwaben ein großes Potenzial attestierte, nicht verübeln – zumal der Klassenerhalt des VfB trotz der 1:2-Niederlage endgültig gesichert ist.