Indiens Premier Narendra Modi nutzt den Gipfel der wichtigen G20-Länder, um sich und sein Land in Szene zu setzen. Dafür sollten auch Affen und Straßenhunde weichen.

Auf dem Weg vom Flughafen in die Innenstadt von Neu Delhi kann man diesem Gesicht nicht entkommen. Alle paar Dutzend Meter schaut Indiens Premierminister Narendra Modi von einem Plakat und verkündet hehre Ziele zum G20-Gipfel, beispielsweise:  „Inklusiv, ambitioniert, entscheidungsfreudig und handlungsorientiert.“ oder „Globale Stimme für den Globalen Süden.“ So will Modi, der bei der Parlamentswahl im kommenden Jahr voraussichtlich wieder antreten will, gesehen werden.

 

Der Politiker nutzt den Vorsitz beim Gipfel führender Industrie- und Schwellenländer an diesem Wochenende, um die Botschaft zu verkünden, dass Indien wichtiger geworden ist in der Welt. Alles soll perfekt sein für die internationalen Gäste; und das sehen viele seiner Landsleute gern.

„Modi wird von großen Teilen der Bevölkerung dafür bejubelt, dass er die G20-Präsidentschaft nach Indien geholt hat“, sagt Elias Marini Schäfer von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Indien. Dass Modi gar nichts dafür kann, tut nichts zur Sache. „Dass die G20 Präsidentschaft einem Rotationsprinzip folgt, ist den wenigsten Indern bekannt.“

Damit beim Gipfel alles glatt läuft, legt Indien große Teile des Zentrums der Millionen-Metropole weitgehend lahm: Der Verkehr ist eingeschränkt, Läden wie auch Behörden sind angewiesen, geschlossen zu bleiben. Die Gäste aus wie US-Präsident Joe Biden, der britische Premier Rishi Sunak und Kanzler Olaf Scholz sollen eine möglichst einfache Anfahrt habe.

Natürlich gibt es bei solchen Gipfeln weltweit große Sicherheitsvorkehrungen, aber das Ausmaß in Neu Delhi ist schon außergewöhnlich. Zehntausende Sicherheitskräfte patrouillieren. Auf den oft dicht befahrenden Straßen sind nur wenige Fahrzeuge und Menschen unterwegs.

Behörden hatten sogar versucht, Hunde und Affen - Tiere, die normalerweise ganz natürlich zum Stadtbild gehören - zu verbannen. Zumindest aus dem Blickfeld der anreisenden Gäste. Straßenhunde wurden eingefangen und zeitweise in Sterilisierungszentren untergebracht.

Und die Affen sollten mit Bildern großer Langurenaffen sowie Menschen, die deren Laute nachahmen, verscheucht werden. Das eine oder andere Tier sah man dann dennoch auf dem Weg durch die wie entvölkert wirkende Stadt. Zudem hat die Verwaltung mehr Topfpflanzen, Statuen und Straßenbeleuchtung aufgestellt als sonst.

Auch verschwunden sind in den vergangenen Monaten mehrere Slums, was etliche als Versuch sahen, die Hauptstadt zu „verschönern“, wie örtliche Medien berichteten. Vom zuständigen Ministerium hieß es aber dazu im Parlament, die Slumzerstörungen hätten nichts mit dem Gipfel zu tun gehabt. Es handele sich um eine regelmäßig Aktion gegen die Besetzung von Regierungsland.