Die Tänzerin Anna Harms ist gebürtige Australierin, lebt aber seit zwei Jahren in Stuttgart, denn sie ist Teil der Tanzgruppe Gauthier Dance. Für die 24-Jährige hat das Wort „Heimat“ viele Bedeutungen.

Stuttgart - Kaum erklingen die ersten Takte der Musik, beginnt sich jeder kleinste Muskel an Annas Armen und Rücken anzuspannen. Blitzschnell verändert sie ihre Blickrichtung, ihr rechter Arm neigt sich grazil über ihren Kopf, sie macht einen Schritt nach vorn und setzt zum Sprung an. Jede Bewegung wirkt federleicht und fließend. Doch das muss auch so sein. Schließlich verdient Anna Harms ihr Geld als professionelle Balletttänzerin.

 

Seit zwei Jahren ist die 24-Jährige nun schon Teil der Tanzgruppe Gauthier Dance. Aktuell probt sie für die neue Tournee, bei der ihre Company quer durchs In- und Ausland reist. Doch hauptsächlich steht Anna auf der Bühne des Stuttgarter Theaterhauses. Und genau diese Bühne ist für die junge Frau mit der dunkelroten, langen Haarpracht nicht nur ihr Arbeitsort, sondern auch eine Art Heimat, in der sie sich wohl und geborgen fühlt – eine Heimat von mehreren. Denn geboren und aufgewachsen ist die Tänzerin in Australien. Dort liegen ihre Wurzeln und dort lebt auch der Großteil ihrer Familie.

Seit Kurzem lebt Anna Harms in Degerloch – und fühlt sich wohl

Doch für ihren Job auf der Bühne muss Anna Harms immer wieder nach neuen Engagements Ausschau halten. Daher führte sie ihr Weg nach der Tanzausbildung zunächst ins schweizerische Lausanne und anschließend nach Chemnitz. Seit zwei Jahren lebt Anna nun in Stuttgart. „Ich habe erst in der Nähe vom Olgaeck gewohnt und seit Kurzem in Degerloch, aber immer in WGs“, erzählt sie. „Denn ich wollte auch Leute kennenlernen, die hier schon länger leben. Und da ich auch privat viel Zeit mit meinen Kollegen aus der Company verbringe, wollte ich Kontakt mit anderen Menschen haben, die nichts mit der Tanzszene zu tun haben.“

Besonders wichtig für die Eingewöhnung in Deutschland, sagt Anna, sei das Erlernen der Sprache gewesen. Nur so habe sie die Chance gehabt, Land und Leuten näher zu kommen. Und genau das sei ausschlaggebend dafür, dass sie Stuttgart inzwischen als ihre neue Heimat empfinde. „Ich denke, man kann überall zu Hause sein, wenn man Freunde hat und sich wohl fühlt. Und das tue ich.“

Mittlerweile hat die 24-Jährige einige Ecken in Stuttgart entdeckt, die ihr besonders ans Herz gewachsen sind. „Ich mag zum Beispiel das Teehaus sehr, ich gehe gerne im Bopserwald spazieren und genieße die Natur“, sagt sie. „Aber es gefällt mir auch, einfach mal durch die Stadt zu bummeln.“ An Degerloch schätzt Anna vor allem den „dörflichen Charakter“ bei gleichzeitiger Nähe zur Stadt. Dort bekomme man alles, sei schnell mit öffentlichen Verkehrsmitteln im Theaterhaus und habe gleichzeitig den Wald in der Nähe. Das gefalle ihr gut.

Zum Ausgehen fehlt der Tänzerin oft die Zeit

Wenn sie mal keinen Auftritt hat und nicht zu müde vom täglichen Tanztraining ist, hört sich Anna auch gerne Konzerte in Clubs wie dem Bix oder der Kiste an. Häufig geht die 24-Jährige aber nicht aus. „Ich sollte eigentlich mehr machen, es gibt so viele Kneipen hier, die ich noch nicht kenne“, meint sie. „Aber leider fehlt mir dazu immer wieder die Zeit.“

Auch die nächsten Jahren würde die 24-Jährige gerne in Stuttgart verbringen und gemeinsam mit ihren Tanzkollegen auf der Bühne stehen. Ihr Traum ist es, eines Tages eine Rolle zu tanzen, die exklusiv für sie geschrieben wurde – vielleicht ja sogar auf einer Stuttgarter Bühne. Irgendwann will sie aber wieder zurück nach Australien. Denn wenn sie später einmal Kinder hat, sollen die bei der Familie aufwachsen, darauf legt Anna großen Wert. Und auch sie selbst will eines Tages zu ihren Wurzeln zurückkehren. „Stuttgart bietet unheimlich viel“, sagt sie. „Aber meine wahre Heimat ist und bleibt nun mal Australien.“