Die Stuttgarter CDU-Gemeinderatsfraktion hat viel Kritik für ihren Vorschlag bekommen, geflüchtete Schulkinder bis zu der Anerkennung ihres Asylantrags separat digital zu unterrichten. Das sagt das Stuttgarter Schulamt zu der Idee.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) soll sich beim Land dafür einsetzen, dass geflüchtete Kinder bis zu ihrer Anerkennung digital unterrichtet werden, um die „ohnehin knappen Lehrkräfte- und Raumkapazitäten“ nicht „über Gebühr zu beanspruchen“. Diesen Wunsch hatte die CDU-Gemeinderatsfraktion kürzlich in einem Antrag formuliert – die Mehrheit der Fraktionen reagierte mit harscher Kritik. So nannte Luigi Pantisano vom Linksbündnis den geforderten Umgang mit Schülern „geradezu barbarisch“.

 

Auch im Staatlichen Schulamt hält man offenbar wenig von der Idee, geflüchtete Kinder zum einen zu separieren und zum anderen vor digitale Geräte zu setzen, auch wenn sich der Leiter des Staatlichen Schulamts, Thomas Schenk, diplomatisch äußert: „Wir werden die Kinder, die geflüchtet sind, weiter in die Regelklassen integrieren“, sagt er auf Anfrage. „Das funktioniert auch sehr gut“, betont Schenk. Zum neuen Schuljahr werden 77 Internationale Vorbereitungsklassen eingerichtet. Diese besuchen aber keine Kinder im Einschulungsalter. Sie kommen direkt in die erste Klasse. „Wir sehen, wie schnell sie auch Deutsch lernen“, sagt seine Stellvertreterin, Birgit Popp-Kreckel. Internationale Vorbereitungsklassen seien, so Schenk, der erste Schritt. Doch erst wenn die Kinder integriert würden – begonnen werde immer mit der Teilintegration in Fächern wie Sport – werde der Spracherwerb wirksam. „Die Vollintegration ist ein zwingender Schritt“, betont Schenk.

Keine guten Erfahrungen in der Pandemie

In der Pandemie hatten soziale Träger und die Stadt Stuttgart festgestellt, dass gerade die Klientel der geflüchteten Kinder beim Homeschooling hinten runter fiel. Sie mussten nicht nur beengt und oft ohne Schreibtisch im Zimmer lernen, sondern waren mangels Ausstattung vielfach vom digitalen Unterricht ausgeschlossen. An einigen Flüchtlingsunterkünften versuchte man gegenzusteuern, indem man Lernräume einrichtete.