Die CDU-Stadträtin und bekannte Unternehmerin legt ihr Mandat nieder und sagt mit nachdenklichen Worten Servus. Ihr folgt Andreas Wierse.

Es ist gerade einmal acht Wochen her, da hatte Susanne Kogel im Sommergespräch mit unserer Zeitung beklagt, dass Leonberg unter einer „großen Vakuum-Glocke“ liege. Die Stadträtin der CDU verwandte dieses Bild, um eine offensivere Informationspolitik der Stadtverwaltung anzumahnen. Auch beim Leo-Center nahm sie im Interview kein Blatt vor den Mund: „Jetzt rächt sich, dass die Stadt vor mehr als 50 Jahren die Hoheit über die Nahversorgung an ein gewinnorientiertes Unternehmen abgegeben hat“, kommentierte Kogel den Leerstand in Leonbergs zentraler Einkaufsmeile.

 

Chefin eines bekannten Betriebes

Solche offenen Worten werden künftig in der kommunalpolitischen Diskussion fehlen. Nach 15 Jahren hat sie ihr Ratsmandat niedergelegt. Andreas Wierse wird ihren Platz in den Reihen der Leonberger CDU-Fraktion einnehmen.

Dass die 55-Jährige zumindest im Moment andere Schwerpunkte setzen will, erscheint verständlich. Sie ist alleinerziehende Mutter zweier Kinder und Chefin eines großen Betriebes für Haustechnik. „Jetzt muss ich nicht vor einer Sitzung aus dem Haus hetzen und vorher meine Kinder ins Bett bringen“, sagte Susanne Kogel zum Abschied. Auch die „verzweifelte Suche nach Babysittern“ fällt für sie nun sehr oft weg.

Horizont erweitert

Dass sie ihre 15 Jahre im Gemeinderat keinesfalls bereut, daran ließ die Christdemokratin keinen Zweifel: „Die politische Arbeit und die vielen Gespräche mit interessanten Menschen haben definitiv meinen Horizont erweitert.“ Das politische Klima, so resümierte Susanne Kogel, sei heute ein anderes als in ihren Anfangsjahren. Beim großen Streit um Sanierung oder Neubau des Hallenbades etwa habe jedes Ratsmitglied für seine persönliche Überzeugung geworben. „Heute werden individuelle Meinungen dem großen Ganzen untergeordnet.“

In Anspielung auf die Zukunftsvisionen des Oberbürgermeisters von einer verkehrsberuhigten Stadt meinte sie: „Heute werden lieber große Pläne an die Wand geworfen, und Kommunalpolitik und Verwaltung üben sich in medienwirksamer Selbstdarstellung.“

Mit Herzblut und Leidenschaft

Doch darum gehe es nicht: „Wir werden ausschließlich gewählt, um uns für die Stadt und deren Bürger einzusetzen.“ Statt populärer müssen Entscheidungen nach „besten Wissen und Gewissen“ getroffen werden.

Ihre Fraktion lässt Susanne Kogel nur ungern ziehen, erklärte die Vorsitzende Elke Staubach. Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) attestierte Kogel, dass sie ihre Arbeit mit „Sachverstand, Herzblut und Leidenschaft“ gemacht habe. Unter stehendem Applaus des gesamten Gemeinderates räumte Susanne Kogel ihren Stuhl.

Auf dem nimmt nun Andreas Wierse Platz, der sich schon im Ortschaftsrat Warmbronn engagiert und Kreisvorsitzender der CDU-Mittelstandsvereinigung MIT ist.

Im Gegensatz zu Kogel ist Wierse kein gebürtiger Schwabe, sondern stammt aus der Eifel. „Früher kannte ich Leonberg nur durch monströse Häuser, wenn wir mit der Familie in Richtung Berge gefahren sind“, erinnerte er sich an seine Kindheit. Seit 25 Jahren lebt er nun in Leonberg: „Wir fühlen uns hier richtig wohl.“ Und in Anspielung auf des Oberbürgermeisters Buch „Vetternwirtschaft“ verriet er: „Vettern habe ich keine.“