Für 250 000 Euro hatte die Stadt in der Coronapandemie Geräte für Schulen und Kitas gekauft. Doch diese waren zu laut. Der Händler bekommt das Problem nicht in den Griff.

Sie sind zu laut und das lässt sich technisch nicht in Griff bekommen. Die 202 bereits nach Leonberg gelieferten mobilen Geräte, die in den Schulen und Kitas für eine möglichst virenfreie Luft sorgen sollen, können nicht die Bedingungen der Ausschreibung erfüllen.

 

Luftfilter werden erneut europaweit ausgeschrieben

Vor diesem Hintergrund ist die Stadtverwaltung nun einvernehmlich mit dem österreichischen Lieferanten Malibu Food aus dem Vertrag ausgestiegen. Die Firma ist Vertreiber, aber nicht Hersteller der Geräte. Jetzt wird die Beschaffung wieder europaweit ausgeschrieben. Das hat der zuständige Sozial- und Kultusausschuss dem Leonberger Gemeinderat empfohlen.

Beschafft werden sollen Filter für 26 schlecht belüftbare Räume und für 45 Räume, die nur umständlich belüftet werden können. Dafür stehen 250 000 Euro zur Verfügung, die aus dem Haushaltsposten für Investitionen bei der Feuerwehr Höfingen stammen. „Was sie wirklich kosten, werden die Angebote zeigen“, sagt der Leonberger Baubürgermeister Klaus Brenner.

Überprüfung offenbart Mängel

Groß ist die Freude gewesen, als um die Weihnachtszeit 202 Luftfilter eintrafen und in den Schulen und Kitas aufgestellt wurden. Der wirtschaftlichste Bieter ist die Firma Malibu Food gewesen. Ausgeschrieben wurden nicht 84 Luftfiltergeräte, sondern Geräte für 84 Räume. Der Anbieter, der den Zuschlag erhalten hatte, bot für alle Raumgrößen das gleiche Luftfiltergerät an. Je nach Raumvolumen waren daher mehrere Luftfilter erforderlich. In Klassen mit etwa 70 Quadratmetern waren zwei bis drei Geräte erforderlich. So wurden für die 84 Räume 202 Luftfilter angeliefert.

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Die Stadt hat darauf hin in einem Klassenzimmer überprüft, wie laut die Geräte bei laufendem Betrieb sind. Die gemessenen Werte waren in Ordnung und lagen im Praxisbetrieb nur geringfügig über 35 Dezibel bei einem Betrieb auf Stufe 3. Doch Anfang Januar wurde festgestellt, dass die ausgelieferten Geräte nicht korrekt betrieben werden.

Der Lärmpegel ist zu hoch gewesen

Die Luftfilter befanden sich nicht wie vorgesehen in der Lüfterstufe 3, sondern in einem Automatikbetrieb. In diesem Modus waren die Luftfilter leise, werden die Geräte jedoch von Hand auf Stufe 3 eingestellt, wurde der Lärmpegel deutlich höher. Bei der nächsten Messung im Albert-Schweitzer-Gymnasiums wurden in Stufe 3 dann 60 Dezibel gemessen. Der Hersteller gab aber an, dass die Geräte auf Stufe 3 bei einem Meter Abstand einen Schalldruckpegel von 35 Dezibel einhalten.

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Der Mangel wurde dem Anbieter, der nicht der Hersteller ist, mitgeteilt mit der Aufforderung nachzubessern. Eines der gelieferten Luftfiltergeräte wurde zur Prüfung zurückgesendet. Die übrigen Luftfilter blieben zunächst in Betrieb und liefen auf Stufe 2 ohne größere Störungen.

Hersteller kann defekte Geräte nicht schnell reparieren

Auch die Messungen des Anbieters bestätigten den zu hohen Wert und, dass das Gerät somit defekt sei. In einer Stellungnahme hieß es, das ein Austausch der Teile, die als Fehlerquelle vermutet werden, vor Ort nicht möglich sei. „Auch lässt sich der Fehler, anders als anfänglich vermutet, nicht durch ein Softwareupdate beheben“, so der Lieferant.

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Durch die aktuell sehr hohe Produktionsauslastung sowie eine weltweite Komponenten-Knappheit wäre ein Austausch der betroffenen Geräte in frühestens drei Monaten möglich. Malibu Food wollte die defekten Geräte zurückholen und kostenlos durch neue austauschen.

Vertrag wird einvernehmlich aufgehoben

Das wollte die Stadt nicht akzeptieren, zumal der Lieferant weder zusagen konnte, dass diese Zeitschiene eingehalten werden kann, noch sichergestellt ist, dass mit den angedachten Änderungen an den Geräten die 35 Dezibel nicht wieder überschritten werden. Im weiteren Verlauf hat die Stadtverwaltung mit dem Lieferanten eine einvernehmliche Vertragsaufhebung vereinbart, durch die beide auf mögliche Rechte und Pflichten verzichten.

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Der zweitplatzierte Bieter hat parallel zwei angebotene Luftfiltergeräte als sogenannte Mustergeräte gestellt. Nach der Testphase konnten auch diese Geräte mit dem bereits vorhandenen „Referenzluftfiltergerät“ der Ludwigsburger Firma Mann und Hummel verglichen werden. Die dabei gemessenen Schalldruckpegel der Luftfilter des Zweitplatzierten lagen bei 48 bis 50 Dezibel und somit deutlich über den Werten des Luftfilters von Mann und Hummel, der 43 bis 44 Dezibel erzeugt. Damit haben die Ludwigsburger gute Chancen in der zweiten Ausschreibung, denn bei den neuen Geräten darf der Pegel am nächstgelegenen Sitzplatz bei Betrieb 45 Dezibel nicht überschreiten.

Schuleiter geben grünes Licht

Nachdem die Konferenz der Leonberger Schulleiter grünes Licht gegeben hat, wird die Ausschreibung für die Luftfilter wiederholt, denn sowohl die Verwaltung als auch die Gemeinderäte sind überzeugt, dass die Luftfilter die Gefahr einer Infizierung mit dem Coronavirus deutlich mindern.

„Sie helfen auch gegen andere Viren“, sagte SPD-Stadträtin Christiane Hug-von Lieven. Allerdings muss die Stadt damit rechnen, dass es keine Fördermittel mehr aus dem Topf des Bundes gibt. „Die 50-prozentige Förderung des Landes ist uns weiterhin sicher“, erläuterte Baubürgermeister Klaus Brenner dem Sozial- und Kultusausschuss.