Festlich herausgeputzt begehen die Mitglieder der Gesellschaft zur Erhaltung von Schienenfahrzeugen einen runden Geburtstag: Seit 50 Jahren sind Ehrenamtliche für den Erhalt alter Eisenbahnen im Einsatz. Angefangen hat alles mit Stuttgarter Straßenbahnen.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Eigentlich geht es ja um Eisenbahnen. Aber was ein Oldtimerfan ist, der gerät auch in Verzückung, wenn schicke Fahrzeuge älteren Baujahres auf Gummireifen statt auf Schienen anrollen. So stand schon eine ganze Fotografenschar Spalier, als am Samstagnachmittag die Festgesellschaft an der Straßenbahnwelt der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) und des Vereins Stuttgarter Historische Straßenbahnen (SHB) in Bad Cannstatt anrollte. Die Gäste, die zuvor eine Dampfzugfahrt genossen, feierten das 50-jährige Bestehen der Gesellschaft zur Erhaltung von Schienenfahrzeugen Stuttgart (GES).

 

SSB und GES haben eine gemeinsame Geschichte

Der Treffpunkt war nicht nur deswegen gewählt, weil zwischen historischen Straßenbahnen dezent der Duft von Schmieröl in der Luft liegt, den die Oldtimerfreunde von ihrer ehrenamtlichen Arbeit so gut kennen. Und auch nicht allein deswegen, weil vor dieser nostalgischen Kulisse der musikalische Gruß „Auf der Schwäb’schen Eisenbahne“ der Musikcombo so passend klingt. Nein, die Verbindung ist viel enger, als das mancher ahnen mag, der die GES ausschließlich als den    Betreiber historischer Dampfzüge kennt: Mit den Stuttgarter Straßenbahnen hat alles angefangen. Die ersten Wagen, welche die GES-Gründer instand gesetzt haben, sind Straßenbahnwagen. An diesen Ursprung des Vereins erinnerte SSB-Betriebsleiter Reinhold Schröter die geladenen Gäste. „Im Triebwagen 26, den Sie oben sehen können, wurde die GES gegründet“, berichtete Schröter. Für ihn übt die Bewahrung der historischen Schienenfahrzeuge, seien es Straßenbahnen oder Eisenbahnen, eine besondere Faszination aus. „Der Bahnbetrieb ging auch mit einfacher Technik. Ob unsere heutigen Bahnen mit ihrer komplizierten Technik in 100 Jahren noch fahren werden, da bin ich mir nicht so sicher. Ihre Züge fahren aber noch“, sagte Reinhold Schröter. Das Tun der GES am Bahnhof sei ihm als kleiner Junge nicht verborgen geblieben, sagte der Vereinsvorsitzende Armin Herdecker. Nur fünf Minuten entfernt habe er gewohnt und sich als Bub immer weggeschlichen, um die Bahnen zu bewundern. „Aber dass ich eines Tages zum 50-Jahr-Jubiläum vor Ihnen als Vorsitzender sprechen würde, das hätte mein Vater nie zu träumen gewagt, als er vor 37 Jahren meinen Mitgliedsantrag ausfüllte“, sagte er.

Festredner sprechen über Bedeutung des Schienenverkehrs

Weitere Festredner befassten sich mit der Bedeutung des Schienenverkehrs damals wie heute. Daniel Güthler, der Baubürgermeister von Kornwestheim, schilderte, wie seine Stadt sich durch die Eisenbahn entwickelt hat. Kornwestheim habe heute 32 000 Einwohner, als es Mitte des 19. Jahrhunderts noch keine Eisenbahn gab, waren es keine 1500. „Die Initialzündung mit der Eisenbahn hat das Wachstum gefördert“, sagte Güthler. Die GES trage mit ihrer Arbeit dazu bei, dass die Stadtgeschichte lebendig bleibe, lobte der Bürgermeister. Der Bezug der Stadt zur Bahn sei nicht nur durch die Bahnhofsanlage im Herzen der Stadt offensichtlich. Aus Weissach (Landkreis Böblingen) überbrachte der Gemeinderat Gerhard Mann die Grüße des Bürgermeisters Daniel Töpfer. Auch dort schätze man sich glücklich, dass die GES ihr Domizil am Bahnhof bezogen habe, wo sie Fahrzeuge unterstellen und warten könne.

Den Unterschied in der Nutzung des Schienenverkehrs im Laufe der Zeit stellte Axel Meier, der Leiter des Fachbereichs Verkehr im Landratsamt Ludwigsburg dar. An der Strohgäubahn, auf deren Schienen auch die GES fahre, sehe man, dass früher Zeit keine Rolle spielte – die Schienenführung war der Landschaft angepasst. Heute wäre das nicht mehr denkbar, der Zeitfaktor bestimme die Planungen.