Der Mineralwasser-Hersteller Wörsinger aus Bietigheim-Bissingen hört zum Jahresende auf. Welche Rolle hat die Energiekrise bei der Entscheidung gespielt?

Wenn tausende von Glasflaschen ständig aneinander klackern, ist das ohrenbetäubend laut. Unzählige leere Flaschen laufen auf einem Fließband in Bietigheim zur Spülmaschine – klack, klack, klack. Diese Maschine ist so groß, dass man einen kleinen Spaziergang drumherum machen kann. An einer Seite fallen die alten Flaschenetiketten heraus. Es dampft. Am anderen Ende geht die Reise für die Flaschen weiter, sie werden neu befüllt. Und klackern überall auf dem Fließband weiter aneinander. In der Produktionshalle versteht man sein eigenes Wort nicht. Klack, klack, klack.

 

Eigentlich haben Hartmut und Wolfgang Wörsinger einen Schallschutz in ihrer Halle. Da die Produktion des Mineralwassers Wörsinger aber zum Jahresende eingestellt wird, haben Handwerker den Schallschutz schon einmal abmontiert. Deshalb werden die letzten Produktionstage nun laut.

Nachwuchs will das Geschäft nicht übernehmen

Dass die Brüder Wörsinger aufhören, Sprudel und Limo zu produzieren, stand schon vor der Energiekrise fest. Die 66- und 69-Jährigen hören des Alters wegen auf und haben keinen Nachfolger gefunden. Mit den hohen Energiekosten und dem schwer zu findenden Fachpersonal wäre es laut Wolfgang Wörsinger zwar nun schwer geworden – für ihn war das aber nicht der Grund der Geschäftsaufgabe. Seine Kinder – selbst Bänker und Innenarchitektin – wollten die Firma nicht übernehmen und er wollte sie nicht zwingen. „Wenn wir im Januar hier alles abbauen, wird das schon schmerzhaft“, sagt Wolfgang Wörsinger.

Die Firma hat aktuell elf Mitarbeiter, die nun entweder in den Ruhestand gehen oder neue Jobs gefunden haben. Von der 33 Jahre langen Firmengeschichte hat Irfan Capan 26 Jahre miterlebt. Der junge Mann kam damals mit 17 Jahren ins Unternehmen und konnte kaum Deutsch, erzählt Hartmut Wörsinger. Aber bald konnte Capan den kompletten Produktionsprozess überblicken und alleine führen. „Es ist sehr schade“, sagt Capan zum Ende von Wörsinger Mineralbrunnen, „sie waren immer gute Chefs.“

Fund des Mineralwassers war Zufall

Dass die Wörsingers einmal im Sprudel-Geschäft landen, war nicht geplant. Wolfgang Wörsinger hat früher in der Gastronomie gearbeitet, sein Bruder Hartmut im Handel. 1981 hat dann ihr Vater beim Wilhelmshof in Bietigheim einen Brunnen bohren lassen, auf der Suche nach Wasser, um die Felder damit beregnen zu können. Dort fand er aber nicht nur Oberflächenwasser, sondern Hinweise auf natürliches Mineralwasser. Eine zweite Bohrung brachte die Grundlage für den heutigen Mineralbrunnen.

Von dem Brunnen führt eine Pipeline ins Industriegebiet, wo das Wasser täglich mikrobiologisch untersucht und schließlich abgefüllt wird. Je nach Sorte werden unterschiedlich viel Kohlensäure oder für Schorlen Fruchtgeschmäcker hinzugefügt. Manche Kunden kaufen die Getränke seit 30 Jahren bei den Wörsingers. „Sie haben bald das gleiche Problem wie wir: Was sollen wir trinken?“, sagen die Brüder und lachen. Der Vorteil der Chefs ist, dass sie sich einen Vorrat von ihrem Sprudel anlegen konnten. Die nächsten Monate sind sie damit versorgt und dann sieht man weiter. „Wir werden nicht verdursten“, sagt Wolfgang Wörsinger.