Mehr als zwei Jahre lang war Äthiopiens Provinz Tigray von der Außenwelt abgeschottet – die Grenzen verriegelt, das Telefonnetz gekappt, von jeglicher Versorgung abgeschnitten. Zum Vorschein kommen nun ein geschundener Landstrich und gepeinigte Menschen.

Als das Flugzeug auf der Landebahn von Mekele aufsetzt, verwandelt sich die Kabine in einen Kessel überschwänglicher Gefühle: Frauen stoßen schrille Trillerschreie aus, Männer klopfen sich lachend auf die Schultern, eine Mutter von zwei Kindern bricht in unkontrolliertes Schluchzen aus. Sie habe ihre Eltern seit drei Jahren nicht mehr gesehen und vor zwei Wochen erstmals wieder mit ihnen gesprochen, sagt die junge Frau: Zum Glück seien sie wohlauf, einer ihrer Cousins habe den Krieg jedoch nicht überlebt.