Seine Klarinette singt, sie ruft und tanzt: der große Virtuose des Klezmer, Giora Feidman, hat im Theaterhaus sein Publikum verzaubert.

Stuttgart - Auch wenn sein Geburtstag schon fast einen Monat zurück liegt: Die Zuschauer im Theaterhaus lassen es sich nicht nehmen, ein Ständchen anzustimmen, für Giora Feidman. Der große Virtuose des Klezmer besitzt ein treues Publikum in der Stadt, das den großen Saal des Hauses auch am Mittwochabend nahezu bis auf den letzten Platz ausfüllt. Nun tourt er mit dem Rastrelli Cello Quartett, mit dessen Leiter Kira Kraftzoff er viele Male zuvor schon auftrat. Dem Ton seiner Klarinette antworten die Streicher, das Konzert wird zu einem vielschichtigen Dialog zwischen Musikern und Welten, bei dem der Klezmer nur die Klammer bildet: Klassik scheint auf, Jazz und Pop-Musik. Feidman und das Rastrelli Quartett ziehen mit ihrer Musik einen großen Kreis, in dem die Beatles, der Gospel, Antonio Carlos Jobim und Louis Armstrong, Carl Orff und Dave Brubeck Platz finden. All dies geführt von Feidmans träumerisch leichtem Spiel, das tief aus seiner Seele aufsteigt.

 

Denn Giroa Feidmann ist auch in seinem achtzigstem Jahr noch ein Botschafter des Friedens, der Versöhnung, der in Stuttgart davon spricht, wie sehr er, als Jude, Deutschland liebe. Die Hymnen Deutschlands, Israels und Palästinas verwebt er zu einem einzigen Stück, das er mit der deutschen Hymne beginnen lässt, und er entdeckt, mit seinem Spiel, ungeahnte Schönheit in diesen Melodien. Seine Klarinette singt, sie ruft und tanzt, sie steigt mit großem Temperament empor und füllt auch die leisesten, sparsamsten Passagen an mit ihrem Gefühl. Den Celli von Kira Kraftzoff, Sergio Drabkin, Mikhail Degtjareff und Kirill Timofeev gibt Giora Feidman sehr viel Raum - manchmal setzt er sich, schweigt und lauscht: „Take Five“ - das gehört ganz ihnen. Gemeinsam verwandeln sie „When I’m Sixty Four“ und „What a wonderful World“, „Go down Moses“ und „Swing low, sweet Chariot“; Giora Feidman spielt nun die Bassklarinette. Und jedes Mal, wenn er nach Stuttgart kommt, sagt er, singe sein Publikum dort ein wenig besser. Wieder einmal werden die Zuschauer zu einem vielstimmigen Chor, der gemeinsam mit Giora Feidman ein schönes und trauriges Lied singt: „Donna Donna“.