Damit alle Familien in der Stadt ihre Kleinen im neuen Kindergartenjahr in einem Kindergarten unterbringen können, mussten sich Stadt und Freie Träger ziemlich abstrampeln.

Göppingen - Sehr viel höher könnte die Quote kaum sein: Etwa 97 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen in Göppingen haben einen Betreuungsplatz im Kindergarten oder bei einer Tagesmutter. Auch bei den Ein- bis Dreijährigen liegt die Quote mit mehr als 40 Prozent deutlich über dem Wert, der vor Jahren beim Ausbau der Betreuung im Land als Ziel anvisiert worden war. Um die guten Quoten zu halten und den Rechtsanspruch von Kindern auf Betreuung erfüllen zu können, musste die Stadt allerdings ziemliche Klimmzüge machen – und es sieht nicht so aus, als würde die Lage künftig einfacher.

 

2,5 Millionen Euro im Jahr zusätzlich für Kinderbetreuung

Denn die Bevölkerung wächst und mit ihr die Zahl der Kinder. Aus Sicht der Stadt ist das zwar erfreulich, allerdings bedeutet das auch, dass zusätzliche Betreuungsangebote her müssen. Deshalb schafft die Stadt zusammen mit den freien Trägern 192 neue Kindergartenplätze. Dazu war ein ganzes Arsenal an Maßnahmen notwendig, unter anderem wurden bestehende Kindergärten erweitert, außerdem baut das Christophsbad zurzeit einen Betriebskindergarten. Und in freien Räumen in der Haierschule und der Ursenwangschule werden ebenfalls Kindergartenplätze eingerichtet. Alles in allem gibt die Stadt künftig jedes Jahr 2,5 Millionen Euro zusätzlich für die Kindergärten und Krippen aus.

Ob das umfangreiche Maßnahmenpaket auch für die kommenden Jahre ausreicht, muss sich noch zeigen. „Für dieses Jahr haben wir inzwischen alles in trockenen Tüchern“, sagt die Erste Bürgermeisterin Almut Cobet. Allerdings sei jetzt schon klar, dass der Kindergarten im Schöllkopfheim in der Innenstadt geschlossen werde. Außerdem habe die katholische Kirche angekündigt, den Kindergarten Sankt Franziskus mit seinen 50 Plätzen möglicherweise zum Kindergartenjahr 2020/21 aufzugeben. „Da sind wir bereits auf der Suche nach Ersatz“, sagt Cobet.

Katholische Kirche will Wohnungen bauen wo jetzt ein Kindergarten steht

Ob der katholische Kindergarten tatsächlich abgerissen wird, ist laut dem Stadtdiakon Norbert Köngeter aber noch nicht sicher. Weil bekanntlich das Seniorenzentrum Sankt Martinus direkt neben dem Kindergarten aufgegeben werde, sei man zurzeit dabei, das ganze Areal neu zu überplanen. Möglicherweise sollen an dem Standort in der Oberen Marktstraße Wohnungen gebaut werden. Das Heim und der Kindergarten müssten dafür weichen. Köngeter versichert aber, die Kirche werde dann an anderer Stelle für Ersatz sorgen.

Neben den Kirchen und anderen freien Trägern möchte die Stadt auch die Betriebe stärker in die Kinderbetreuung einbinden. Zurzeit macht sie deshalb eine Umfrage, um herauszufinden, ob die Unternehmen Interesse daran haben, Betriebskindergärten zu gründen. Ergebnisse liegen bisher aber noch nicht vor.

Auch die Debatte über die Kindergartengebühren hält die Verwaltung auf Trab. Denn die Gebühren in Göppingen liegen weit unter dem Landesschnitt und unter den vom Land empfohlenen Sätzen. Die Verwaltung würde die Gebühren deshalb gerne etwas anheben. Der Gemeinderat lehnt das bisher strikt ab.

Das Staatliche Schulamt verwaltet den Mangel

Schuljahresbeginn:
Die Zahl der Kinder, die im Kreis Göppingen eingeschult werden, ist gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen. Insgesamt beginnen 2124 (Vorjahr: 2085) Erstklässler ihre Schulkarriere. Von den 2084 Anmeldungen für die Klassenstufe 5 entfallen 38,2 Prozent auf die Realschulen, 37,6 auf die Gymnasien, 16,3 auf die Gemeinschaftsschulen. Auf die Haupt- und Werkrealschulen entfallen nur noch 4,8 Prozent, was schlicht daran liegt, dass es diese Schulart im Kreis inzwischen kaum noch gibt.

Lehrermangel:
Wie überall im Land und wie bereits in den vergangenen Jahren, sind Lehrer im Kreis Göppingen sehr gesucht. Das Schulamt hat 72 neue eingestellt – und damit nach eigener Aussage den Bedarf für den Regelunterricht an den Schulen gerade so gedeckt. Allerdings gibt die Behörde unumwunden zu, dass die Situation angespannt sei. Wie viele Lehrer genau fehlen, kann das Schulamt nicht angeben. Das liegt unter anderem daran, dass das Kultusministerium mit Deputaten rechnet, also Lehraufträgen, das Schulamt aber mit Köpfen. Doch auf ein Deputat können, je nach dem ob die Lehrer Voll- oder Teilzeit arbeiten, ein bis vier Köpfe entfallen.

Ausfälle:
Ein längerfristig erkrankter Lehrer zählt in der Statistik als vorhanden. „Für uns ist das aber ein Ausfall“, verdeutlicht der Leiter des Schulamts Jörg Hofrichter. Umgekehrt fehle ein Lehrer kaum, wenn er ohnehin nur sieben Stunden pro Woche unterrichtet habe. In solchen Fällen bitte die Behörde Kollegen, die ebenfalls Teilzeit arbeiteten, ihr Deputat aufzustocken. Bei dramatischen Ausfällen, etwa wenn an einer Schule mehrere Lehrer erkrankten, „ordnen wir Lehrer von anderen Schulen ab, legen Gruppen zusammen, etwa im Sportunterricht, oder kürzen die Stundentafel in bestimmten Bereichen“, sagt Hofrichter. Auch durch die Bildung größerer Klassen werde die Statistik entlastet: Lehrer fehlen dann statistisch betrachtet nicht. Verstärkt werden auch Pensionäre und Quereinsteigern angeworben.