Der Baubürgermeister möchte im nächsten Jahr sein Amt aus Altersgründen abgeben. Jetzt soll ein Headhunter her und einen geeigneten Nachfolger finden.

Göppingen - Dass er dem Rathaus keine komplette Amtszeit mehr erhalten bleiben würde, hatten viele Stadträte schon vor seiner Wahl vor fünf Jahren befürchtet. Jetzt ist endgültig klar, dass Helmut Renftle sein Amt als Baubürgermeister im kommenden Jahr am 30. April abgibt. Denn da wird Renftle 68 Jahre alt und erreicht die für ihn geltende Altersgrenze. Diese könnte er zwar umgehen, wenn er sich erneut einer Wahl stellen würde. Doch offensichtlich ist sein ursprünglicher Wunsch, bis 70 zu arbeiten und seine großen Bauprojekte abzuschließen, nicht mehr so drängend. Er wolle sich mehr um Privates kümmern, erklärte er am Donnerstag im Gemeinderat. Renftles anstehender Abschied rückt erneut ein Problem in den Fokus, das zurzeit viele Kommunen haben, die auf der Suche nach neuen Führungskräften sind.

 

Im Rathaus will man nun so schnell wie möglich die Stelle ausschreiben. Weil sich bei Renftles Wahl vor fünf Jahren nur 14 Bewerber für die Stelle interessiert hatten, darunter Berufsanfänger und Fachfremde, will man dieses Mal nichts dem Zufall überlassen. Ein Headhunter solle gezielt geeignete Kandidaten nach Göppingen locken, schlug die Verwaltung am Donnerstag im Gemeinderat vor. Eine Mehrheit der Stadträte stimmte dem zu. Der Einwand des CDU-Stadtrats Jan Tielesch, es müsse doch reichen, eine so wichtige Stelle öffentlich auszuschreiben, und er sehe nicht ein, in diesem Fall viel Geld in einen Personaldienstleister zu investieren, überzeugte die Mehrheit des Gremiums nicht.

Viele Kommunen tun sich schwer, fähige Kandidaten zu finden

Der Stellenmarkt sei inzwischen leer gefegt, war die allgemeine Überzeugung. Viele Kommunen hätten zuletzt Probleme gehabt, fähige Bewerber zu finden – nicht nur im Baubereich. So hat die Stadt trotz mehrer Suchläufe keinen Kommandanten für die Feuerwehr finden können. Inzwischen wurde die Feuerwehrspitze umstrukturiert, die Feuerwehrleute haben nun zwar keinen Kommandanten, dafür aber zwei Stellvertreter. Darüberhinaus könnte auch potenziellen Bewerbern schon zu Ohren gekommen sein, dass das Göppinger Rathaus in der Region nicht gerade für die friedliche Zusammenarbeit seiner Akteure bekannt ist. Der anstehende Chefwechsel im Bauamt hat die Stadträte auch dazu angeregt, erneut über die Organisation der Stadtverwaltung nachzudenken. Wolfgang Berge stellte im Namen der Freien Wähler Göppingen nämlich den Antrag, die Stadtwerke künftig nicht mehr dem Baudezernat zuzuordnen, sondern dem Dezernat eins, das von Oberbürgermeister Guido Till geführt wird. Denn die Stadtwerke sind eng mit der Energieversorgung Filstal (EVF) verflochten, die bereits Tills Dezernat zugeordnet ist. Eine Neuordnung würde die Abläufe in der Verwaltung vereinfachen, argumentierte Berge und rannte damit sowohl bei der Verwaltung als auch bei der Mehrheit der Stadträte offene Türen ein.

Renftle: Faszinierende Ausgangslage für engagierten Baubürgermeister

Außerdem einigten sich die Stadträte darauf, bei nächster Gelegenheit noch einmal die gesamte Organisation der Verwaltung unter die Lupe zu nehmen. Der Einzelstadtrat Stephan Horn hatte vorgeschlagen, etwa den Fachbereich Recht und Ordnung, für den die Sozialbürgermeisterin Almut Cobet zuständig ist, Till zuzuschlagen. Sein Ansinnen, die Sache sofort anzugehen und die Ausschreibung der Baubürgermeisterstelle zu verschieben, machten die Stadträte nicht mit.

Während die Stadträte schon darüber nachdenken, wie es in Zukunft im Bauamt weitergeht, machte Renftle klar, dass er bis zu seinem Abschied im April noch einiges zu erledigen gedenkt. Zwar könne er die großen Projekte wie den Bau des Verwaltungszentrums am Bahnhof nicht mehr abschließen, aber ich werde „mit ganzer Kraft und vollem Engagement tätig bleiben“, versprach er.

Auf seinen Nachfolger, warte eine attraktive Stadt, in der sich in den vergangenen Jahren viel bewegt habe, sagte Renftle. In den vergangenen Jahren habe man zwar viel erreicht, aber es stünden auch noch spannende Aufgaben an, etwa die Hauptwache der Feuerwehr, die Sanierung des denkmalgeschützten Hohenstaufen-Gymnasiums oder die Bereitstellung von mehr Bauland für die Bürger. „Für einen engagierten Baubürgermeister oder eine Baubürgermeisterin ist dies alles eine faszinierende Ausgangslage und eine große Herausforderung“, warb er.