Der Umbau des Bahnhofsplatzes kommt voran, doch mit der Möblierung tun sich die Stadträte schwer. Fürs erste haben sie die Entscheidung, wie das 40 Meter lange Stadtsofa beschaffen sein soll vertagt.

Göppingen - Dieses Problem wird vielen Bürgern aus ihrem eigenen Wohnzimmer bekannt vorkommen: Die Möblierung des Bahnhofsplatzes, der zurzeit komplett umgebaut wird, ist verzwickter, als es sich viele Stadträte vorgestellt haben. Im Moment geht es vor allem um das geplante Stadtsofa, das Bürger und Passanten künftig zum Verweilen einladen soll. Eigentlich hatte schon festgestanden, wie dieses Sofa aussehen sollte. Doch am Donnerstag sind den Stadträten Zweifel an der 40 Meter langen Holzbank gekommen, die als so gut wie gekauft galt. Jetzt wollen sie erneut nachdenken. Auch andere Einrichtungsfragen schlagen Wellen.

 

Das optimale „Stadtsofa“ soll einerseits schick aussehen, den Bahnhofsplatz optisch aufwerten und die Passanten zum Sitzen einladen. Andererseits soll es robust genug sein, auch eine weniger sorgsame Behandlung wegzustecken. Und dann ist da natürlich noch der Preis.

Die Sitzgelegenheit kostet soviel wie eine großzügige Eigentumswohnung

Ursprünglich war für den Platz eine 60 Meter lange Betonbank für 345 000 Euro geplant gewesen. Sie sollte sich in einer leicht geschwungenen Form über den Platz ziehen und an mehreren Stellen unterbrochen sein, um Passanten Platz zu lassen, die quer über den Platz gehen wollen. Doch dann kam der Gedanke auf, das Sofa aus Kostengründen zu verkürzen. 40 Meter Länge reichen auch, war der Tenor. Und weil es sich auf Holz besser sitzen lässt, schwenkte die Stadtverwaltung in ihrer Empfehlung auf ein Bankmodell aus verleimtem Lärchenholz für 250 000 Euro um.

Die Stadträte fanden ein Zwei-Meter-Modell, das zurzeit im Sitzungssaal steht, zwar alle schön, aber „die Bank sieht nach einem halben Jahr am Bahnhofsplatz aus wie die Sau“, formulierte der FWG-Fraktionschef Emil Frick die Bedenken vieler Räte. Der Lipi-Chef Christian Stähle drückte es drastischer aus: „Die Vögel kacken drauf, Hunde und Betrunkene pinkeln dagegen, es wird Colaflecken und Schnitzereien im Holz geben. . . nach einem Jahr sieht die Bank nur noch versifft aus.“

Schreinermeister prophezeit relativ kurze Lebensdauer

Achim Fehrenbacher (CDU) brachte deshalb den Gedanken ins Spiel, statt einer komplett aus verleimten Holz bestehenden Bank einen Betonsockel mit einzelnen Holzstreben zu verwenden, die sich leicht austauschen ließen. Der Grünen-Chef Christoph Weber betonte, dass es seiner Fraktion vor allem darauf ankomme, eine „hochwertige Lösung“ zu finden. Auf einen Vorschlag des Oberbürgermeisters Guido Till hin einigte sich das Gremium darauf, das Thema zu vertagen und weitere Optionen zu prüfen – zumal der CDU-Stadtrat und Schreinermeister Dieter Schurr der Holzbank eine Lebensdauer von 15 Jahren prognostiziert hatte. Das sei für 245 000 Euro nicht lange, fanden viele Stadträte.

Vor der Sitzung hatte es Aufregung um ein anderes Detail gegeben: Bauarbeiter hatten an dem Platz Bäume gepflanzt, obwohl der Gemeinderat noch gar nicht zugestimmt hatte. Wie sich herausstellte, hatte die Stadt Zürgel- und Perlschnurbäume sowie Zelkoven bestellt, obwohl manche Stadträte Zweifel an dieser Wahl hatten und noch darüber debattieren wollten. Die drei Baumsorten sind in Südeuropa und Asien heimisch. Einige Stadträte hatten überlegt, ob es nicht sinnvoller wäre heimische Bäume zu verwenden, die Verwaltung hatte argumentiert, dass diese nicht mit den extremen Bedingungen an dem Platz zurecht kämen.

Die Verwaltung entschuldigte sich, es habe ein Missverständnis mit den Betrieben gegeben. Sie bot an, die Bäume wieder zu entfernen, falls das Gremium auf anderen Sorten bestünde. So weit wollte dann aber niemand gehen.