Auf der Limburg, dem Hausberg bei Weilheim im Albvorland, sind Archäologen zugange. Das blieb nicht ohne anfängliche Irritationen.  

Weilheim - Die Limburg, Weilheims Hausberg und seit 1990 das Kernstück eines 160 Hektar großen Naturschutzgebiets, kann vielen Interessen dienen: Den Vogelfreund begrüßt - wenn er Glück hat - schon beim Aufstieg der seltene Neuntöter, Pflanzenliebhaber geraten wegen der gerade in dieser Jahreszeit üppigen Blumenpracht ins Schwärmen, erdgeschichtlich und geologisch Interessierte kommen auf dem herausmodellierten Vulkanschlot ebenso auf ihre Kosten - und schließlich können auch Weinzähne am Südhang erkunden, wie es denn um den anstehenden Tälesweinjahrgang steht.

 

Der Berg und einstige Stammsitz der Zähringer, den nur dem Namen nach eine Burg ziert, hat also eine große Lobby. Als vor etlichen Wochen knapp unterhalb des Gipfelplateaus ein Zelt gesichtet wurde und bei Sonnenschein weithin ins Land zu glänzen begann, da war die Aufregung groß. So groß, dass die Stadt schleunigst ins Amtsblatt rücken musste, dass keine wilden Partygänger das geschützte Terrain in traumhafter Lage missbrauchen, sondern seriöse, angehende Wissenschaftler ihrer mühsamen Arbeit nachgehen. Genauer: knapp 30 Studenten des Tübinger Instituts für Ur- und Frühgeschichte, Abteilung Archäologie des Mittelalters, haben sich unter der Anleitung und fachlichen Begleitung von Professor Jörn Staecker, der Mittelalterarchäologin Anke Scholz und des Grabungstechnikers Markus Wolf zu einer Lehrgrabung eingefunden.

Auf dem Plateau werden Reste einer Vorburg vermutet

Die Grabungsstelle liegt im nordöstlichen Auslauf des Geländeabsatzes, der das eigentliche Plateau wie eine Halskrause umgibt. Hier, auf "unruhigem" Terrain von Senken und Querriegeln, vermuten die Archäologen die Reste einer Vorburg, die der Versorgung des Hauptsitzes auf dem Gipfel diente. Sie wollen herausfinden, aus welcher Art Bebauung die Vorburg bestand, wie man sich die Lebenssituation und die Aufgaben der Bewohner vorzustellen hat und wie lange sie überhaupt bewohnt war. An Indizien für Versorgungseinrichtungen im jetzigen Grabungsbereich fehle es nicht, sagt Anke Scholz. So sei man etwa auf eine Felskante gestoßen, die mit aufgeschichteten Steinen erhöht worden sei. An anderer Stelle lasse ein durchbrochener Wall an eine Torsituation denken.

Dass es nicht erst die Zähringer waren, die um die Mitte des 11. Jahrhunderts die strategischen und sicherheitsrelevanten Vorzüge des Bergs erkannten und ihren längst wieder verschwundene Herrschaftssitz errichten ließen, liegt auf der Hand. So ordnet der Lenninger Burgenforscher Christoph Bizer in der Weilheimer Stadtchronik von 2007 aufgrund von Keramikfunden den "zwingerartigen Geländeabsatz" um den Gipfel einer vorgeschichtlichen Anlage zu. Das macht freilich das Zeitpuzzle um die Entstehungsgeschichte einer Vorburg nicht einfacher, Erdbewegungen und Aufschüttungen in späterer Zeit hinterließen eine bunte Gemengelage. So zählen zur Ausbeute der momentanen Grabung neben Knochen, Schlackenresten und einem bronzenen Nagel auch Keramikscherben - sowohl aus der Frühgeschichte, als auch aus dem Mittelalter.