Auf dem Schnaidt-Areal in Steinheim an der Murr haben Archäologen den Untergrund durchforstet. Dabei stießen sie auf Spuren aus verschiedenen Epochen.

Wenn nichts Gravierendes dazwischenkommt, wird in wenigen Jahren auf dem Schnaidt-Areal in Steinheim ein großes Dienstleistungszentrum mit Bäcker und Ärzten thronen. Zudem möchte die Bietigheimer Wohnbau auf dem Gelände in Rufweite zur Innenstadt frischen Wohnraum schaffen. Wie sich in den vergangenen Wochen und Monaten gezeigt hat, war das Terrain freilich schon vor Jahrhunderten ein Anziehungspunkt. Archäologische Grabungen haben ergeben, dass der Grund und Boden der Urmenschstadt bereits im Mittelalter und sogar in der Römerzeit besiedelt war.

 

Näher auf den Grund gegangen

Damit bestätigte sich die Vermutung des Landesamts für Denkmalpflege (LAD), das den Verdacht gehegt hatte, dass im Untergrund des zuletzt als Parkplatz genutzten Areals Schätze aus längst vergangenen Zeiten schlummern könnten, und folglich vor der Bebauung eine Untersuchung in die Wege geleitet hatte. Der erste Schritt war im Sommer 2022 eine Vorerkundung des Grundstücks. Seinerzeit gelang der Nachweis, dass auch dieser Bereich, nördlich der Murr und des mittelalterlichen Ortskerns, im Mittelalter besiedelt gewesen sein musste. Anschließend gingen die Fachleute der Sache näher auf den Grund, sie gruben sich großflächig ins Erdreich hinein.

Dabei habe sich herausgestellt, dass unter dem geschotterten Parkplatz sowie unter einer mutmaßlich spätmittelalterlichen Planierschicht in einer Tiefe von rund zwei Metern ältere Relikte verborgen waren, berichtet Dorothee Brenner, Gebietsreferentin für Archäologische Denkmalpflege beim LAD. Die Funde könnten größtenteils durch die just in diesem Bereich entdeckte Keramik ins Hochmittelalter, also ins 11. und 12. Jahrhundert, datiert werden. Konkret handele es „sich um Pfostengruben, die auf eine Bebauung mit Holzpfostenbauten hinweisen sowie ein Grubenhaus. Diese sind halb in den Boden eingetiefte kleinere Gebäude, die meist handwerklichen Zwecken wie dem Weben dienten“, erläutert Brenner.

Ferner stießen die Experten auf einen Brunnen, der wahrscheinlich in der frühen Neuzeit entstanden ist und vor der modernen Nutzung des Areals verfüllt wurde.

Mit Steinen ausgekleideten Graben gefunden

Der eigentliche Clou ist aber, dass die Grabungen Belege dafür lieferten, dass sich auf dem Gelände schon zu Zeiten der Römer Menschen niedergelassen hatten. Die Relikte aus dem Hochmittelalter seien überraschenderweise nicht nur in natürlichen Schwemmschichten eingetieft, „sondern in einem großen Bereich der Grabungsfläche in eine römische Kulturschicht beziehungsweise eine Schwemmschicht, in der sich römische Funde befinden“, berichtet Dorothee Brenner. Man habe beispielsweise Gruben und einen mit Steinen verkleideten sehr kleinen Graben aus römischer Zeit entdeckt. „In einem anderen Gräbchen fand sich ein großer durch Feuereinwirkung verziegelter Lehmbrocken, der möglicherweise einmal zu einem Ofen gehörte“, erklärt sie.

Damit sei nun für Steinheim eine weitere römische Fundstelle belegt – nachdem sich im Bereich des Ortskerns wohl eine größere Gutshofanlage befunden hatte und auch westlich der Ludwigsburger Straße vor 80 Jahren vermutlich römische Mauern aufgetaucht seien. Und die Grabungen legen noch einen Schluss nahe: „Offenbar war auch das hochmittelalterliche Steinheim großflächiger als der spätere spätmittelalterliche Ortskern, da sich die Besiedlung nicht nur im Bereich des späteren Dominikanerinnenklosters befand, wo ein Herrenhof des 12. Jahrhunderts nachgewiesen werden konnte, sondern sich auch noch über die Murr hinweg nach Norden erstreckte, bevor eine Siedlungskonzentration im Bereich des Ortskerns erfolgte“, resümiert Brenner.

Relikte werden in Zentralarchiv verwahrt

So aufschlussreich die Untersuchungen waren, so wenig werden die Funde reichen, um damit ein eigenes Museum zu bestücken, sagte Bürgermeister Thomas Winterhalter jüngst im Gemeinderat. Immerhin werden die stummen Zeitzeugen aus Steinheim fortan in einem Archiv in Rastatt aufbewahrt.